Mülheim. .

Als junge Familie zogen sie ins Eigenheim; inzwischen sind die Kinder aus dem Haus, welches nun viel ungenutzten Raum und für Senioren oft Barrieren bietet. Ganze Neubaugebiete vergangener Jahrzehnte altern so gemeinsam. Da ist es kein Wunder, dass die Stadt in „Neuen Wohnformen“ eine Chance sieht, um Quartieren neue Impulse zu geben: Planungs- und Sozialdezernat verkaufen drei Grundstücke speziell für die Entwicklung durch Baugruppen, die einen generationenübergreifenden, sozialen oder ökologischen Anspruch haben (wir berichteten). Wie man ein solches Projekt angeht und was sich in Mülheim anbietet, sollen Interessierte in Workshops erfahren, die am Mittwoch, 11. September, starten.

Die Bewegung ist nicht neu – auch in Mülheim nicht. Verschiedene Initiativen gibt es in der Stadt, ein alternatives Wohnkonzept ist aber noch nicht tatsächlich umgesetzt. Andere Städte sind da weiter: Dortmund und Bochum nennt Birgit Pohlmann als Beispiele. Projekte sind dies, die sie selbst mit einwickelte und deren Umsetzung sie begleitete. „Insgesamt habe ich 30 Projekte entwickelt“, sagt die Diplom-Ingenieurin und verweist so auf das Know-how, das sie auch in Mülheim einbringen möchte. „Man muss gucken, was an einem Standort umsetzbar ist und welche Rechtsform Sinn macht“, nennt sie Rahmenbedingungen. Doch sie weiß auch: „Die Menschen kommen immer mit Ideen, mit Bildern im Kopf. Unsere Aufgabe ist es, diese Bilder zu sammeln und die Menschen bei der Umsetzung zu unterstützen.“

"Wir vermitteln das Know-how"

Eben dieser Punkt ist Franz Berges vom Immobilienservice wichtig. Auch wenn städtische Grundstücke zum Kauf stünden, „will die Stadt niemandem was überstülpen“. Baudezernent Peter Vermeulen ergänzt: „Wir schieben etwas an und vermitteln das Know-how. Auch für Menschen, die bisher vielleicht nie an Wohneigentum gedacht haben.“ Die Fachleute – neben Birgit Pohlmann ist das Architekt Norbert Post vom Dortmunder Büro Post-Welters – haben sich zwar bereits Gedanken gemacht, wie Neues Wohnen an den einzelnen Standorten aussehen könnte. Doch letztlich liegt es bei den Baugruppen.

Einen „baukulturellen Mehrwert“ verspricht sich Thorsten Kamp, stellv. Leiter des Planungsamts. Und Birgit Pohlmann hat zuletzt in Bochum erlebt, wie ein solches Projekt den gesamten Stadtteil positiv beeinflusste: „Es ist der Zellkern, der anfängt, die Umgebung zu verändern und Dinge anzugehen, die lange brach lagen.“ Das kann Mülheim gebrauchen: Denn es wird nicht nur ein (Schul-)Grundstück am Fünter Weg angeboten, sondern auch Brachen am Klöttschen sowie an der Friedhofstraße.