Mülheim. .
Gerade erst hat die Stadt drei ihrer Grundstücke am Fünter Weg, am Klöttschen und an der Friedhofstraße blockiert, damit sich für sie in Ruhe Konzepte des gemeinschaftlichen, generationenübergreifenden Wohnens entwickeln können. Eine Gruppe von Mülheimern hat sich in dieser Sache schon längst auf den Weg gemacht und für die gemeinsame Sache mittlerweile den Verein „Die Raumteiler“ gegründet. Sie sind auf der Suche, auf der Suche nach Gemeinsinn, der sich in einem sozial und ökologisch ausgerichteten Wohnprojekt entfalten soll.
Im Oktober 2011 waren Susanna und Matthias Neef mit ihrer damals zweijährigen Tochter Luisa noch ziemlich alleine mit der Idee unterwegs, sich ihren Wohntraum innenstadtnah zu verwirklichen. Mittlerweile hat nicht nur die Kleinfamilie mit dem im November geborenen Marius Verstärkung bekommen, sondern auch ihr Projekt. In der Wohnprojektgruppe „Die Raumteiler“ bauen alle zwei Wochen sonntags nun eine weitere junge Familie und fünf alleinstehende Mülheimer im Alter von Anfang 50 bis über 70 daran, dass ihr Mehrgenerationen-Wohnprojekt Realität wird.
Fünf Jahre Zeit
„Auf die Eckpunkte“, sagt Matthias Neef (39), „haben wir uns schon verständigt.“ Der Wunsch ist etwa, dass im Wohnprojekt zu je einem Drittel Single-, Zwei-Personen- und Mehrpersonenhaushalte für die Mischung der Generationen sorgen. Alleinlebende Mülheimer der Generation 55+ für jenes Projekt zu begeistern, sagt Neef, sei gar nicht mal schwer. Die Generation mache sich viele Gedanken darüber, wie sie im Alter leben möchte.
Eine Nachbarschaft, die lebendig und da ist, wenn man sie braucht, wünschen sich viele. So auch Petra Tutas (55). „Ich lebe schon ziemlich lange alleine“, erzählt sie. „Oft schon war es Thema im Freundeskreis, ein Haus zu kaufen und gemeinsam dort zu leben. Aber das ist ein Traum geblieben.“ Durch einen WAZ-Bericht ist die kaufmännische Angestellte auf die Gruppe von Matthias Neef, die Unterstützung der Klimainitiative und auch vom Mülheimer Architekten Ralph Diersch erfährt, gestoßen. Heute ist sie Feuer und Flamme für das Projekt. „Die Gruppe ist mir inzwischen so wichtig, dass ich Bauchschmerzen bekäme, wenn ich wüsste, dass es nicht funktioniert.“ Fünf Jahre Zeit geben sich die derzeit 14 „Raumteiler“, um etwas Gemeinsames auf gesundem Fundament entstehen zu lassen.
Hürden zwischen Visionen und Realisierung
Wegen der ÖPNV-Anbindung, aus ökologischen Gesichtspunkten will die Gruppe ein innenstadtnahes Grundstück finden, auf dem sie möglichst in genossenschaftlicher Organisation ressourcenschonend bauen kann. Jeder Haushalt soll seinen eigenen abgeschlossenen Wohnraum haben, daneben soll es Gemeinschaftsflächen geben. Und es besteht der Wunsch, sich für das umliegende Quartier zu engagieren. Vielleicht mit einem öffentlichen Café-Betrieb einmal wöchentlich, vielleicht mit einem eigenen Spielplatz, der auch Kinder der umliegenden Straßen willkommen heißt, vielleicht mit einem regelmäßigen Treff, zu dem Menschen aus dem Quartier kommen können, um beim Reparieren kaputter Gegenstände von den Fertigkeiten anderer zu profitieren. Car-Sharing ist ein Thema, Obst und Gemüse könnte gemeinschaftlich bei einem Biohof bestellt werden...
Visionen, für deren Realisierung noch hohe Hürden zu nehmen sein werden. Um das finanziell Machbare abzustecken, haben die Vereinsmitglieder aber bereits offen gelegt, wie viel Eigenkapital ein jeder einbringen könnte. „Damit können wir keine Schlösser bauen“, sagt Neef, „aber wir könnten bauen.“
Möglicherweise auch Mietwohnungen
Die Raumteiler laden Bürger, die Interesse an dem Mehrgenerationen-Wohnprojekt haben, zu einem offenen Treffen der Gruppe ein. Es findet statt am Sonntag, 14. Juli, von 14 bis 18 Uhr in den Räumen der Klimainitiative an der Friedrich-Ebert-Straße 48. Zur Vorplanung bittet der Verein um vorherige Anmeldung unter 469 25 71 oder matthias.neef@die-raumteiler.de.
Selbstredend sind alle Generationen willkommen, ausdrücklich etwa auch Alleinerziehende. Die Gruppe hält sich offen, ob sie auch Mietwohnungen in ihrem Projekt möglich machen kann.
Info: www.die-raumteiler.de