Evangelische Kirche im Umbruch, (NRZ vom 19.7.):
Mit großer Freude habe ich wahrgenommen, dass der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Manfred Rekowski einen seiner ersten Arbeitsbesuche dem Kirchenkreis An der Ruhr abgestattet hat. Aus dem NRZ-Artikel wird deutlich, wie es die evangelische Kirche vor Ort geschafft hat, sich erfolgreich durch schwierige Zeiten (mit Kirchenaustritten, demografischem Wandel und sinkenden Einnahmen) zu navigieren – das mag durchaus als Vorbild für andere Kirchenkreise und die Landeskirche dienen. Willkommen, Herr Rekowski!
56000 evangelische Christen unter 170000 Einwohnern sind eine gute Quote, und es gelingt der Kirche auch noch immer, wieder neue Mitglieder zu gewinnen (z. B. durch Angebote wie die Ladenkirche). Grund hierfür sind die gute Zusammenarbeit zwischen Kirchenkreis und Gemeinden, attraktive Angebote, die Bereitschaft zur kritischen Reflexion und ständige Reformbereitschaft – auch im Jahr 496 nach der Begründung der evangelischen Kirche (2017 werden 500 Jahre Reformation gefeiert.).
Die Reflexions- und Reformbereitschaft drückt sich auch dadurch aus, dass der Kirchenkreis im Jahr 2011 eine Steuerungsgruppe eingesetzt hat, die sich zukunftsorientiert mit Inhalten, Strukturen und Finanzen des Kirchenkreises auseinandersetzt (Die NRZ berichtete zuletzt Anfang Juli darüber).
Die Steuerungsgruppe steckt mitten in ihrer Arbeit und wird im Frühjahr 2014 der Kreissynode (dem Parlament des Kirchenkreises) ihren Bericht vorlegen. Noch wird heftig diskutiert, an welcher Stelle gespart werden soll. Wenn der Artikel interessierte Kreise der kirchlichen Nomenklatura so zitiert, dass einzelne Institutionen wie z. B. die Familienbildungsstätte „gesetzt“ seien, so spiegelt dies nicht die Offenheit der Diskussion wider: Alle Bereiche der Arbeit stehen auf dem Prüfstand, und die Kreissynode wird Prioritäten setzen müssen. Bis dahin kann es keine Bestandsgarantien geben – auch wenn einige (Mit-)Entscheidungsträger dies wünschen sollten.
Entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der evangelischen Kirche in Mülheim und Kettwig wird sein, welche Arbeit zentral im Kirchenkreis geleistet und welche Aufgaben dezentral vor Ort in den Gemeinden wahrgenommen werden. Dass „Kirche von oben“, gesteuert von einem „Sowjet auf dem Kirchenhügel“, kein Erfolgsmodell ist, haben die Proteste gegen Fusionspläne im Jahr 2010/11 im Mülheimer Norden gezeigt (die NRZ berichtete.). Die Steuerungsgruppe ist bemüht, hier ausgleichend zu wirken und notwendige Reformschritte so umzusetzen, dass Christen sich auch in „Evangelisch An der Ruhr 2020“ wiederfinden und freudig in und an ihrer Kirche mitwirken.