Mülheim. .

Von einer Mülheimerin, die anonym berichten möchte: Der 23. Juni 1943 hat für meine Familie eine Vorgeschichte. Mein Vater, gebürtiger Ostpreuße, Hafenstadt Memel, heute Klaipeda, wanderte ab 1923 den Weg gen Westen. Meine Mutter fuhr 1940/41 dorthin zu seiner Familie wegen der Bombenangriffe hier in Mülheim.

Im Juni 1943 kam Post zu uns nach Memel. Der Hausbesitzer am Muhrenkamp bat meine Mutter, doch einmal zu kommen. In unsere Wohnung, Muhrenkamp 44, sei eine Brandbombe gefallen. Sicher möchte sie da mal nachsehen. . .

Wir fuhren also nach Mülheim, um Ordnung zu machen. Meine Mutter besorgte auch noch Bezugsscheine für Kleidung und kaufte warme Sachen. Im Osten sollte der Winter doch kalt sein! Und sie packte Koffer. Mit mehr Kleidung als bei der ersten Reise. Die Koffer stellte sie unten an der Haustüre bereit. Abreisebereit. In der Nacht kam der Alarm. Mit meinen acht Jahren war ich so klein, dass meine Mutter mich in den Keller tragen konnte. Beinchen um ihre Hüften, Ärmchen um ihren Hals. In ihren Händen die Tasche mit sämtlichen Papieren, eine Hand für meine 13-jährige Schwester.

Durch die Kellertür kamen Flammen

Im Keller waren wir mit drei anderen, zwei Frauen, einem Mann. Und irgendwann Qualm. Herr Möhlenbeck wollte die Kellertür öffnen, herein kamen Flammen. Tür zu! Meine Mutter gab uns aus der Waschküche nasse Wäsche als Schutz für Mund und Nase. Herr Möhlenbeck versuchte, einen Kellerdurchbruch mit einem kleinen Hammer zu öffnen. Es kostete sehr viel Zeit!

Bombenhagel auf Mülheim

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Durch die erste kleine Öffnung wurde ich in den angrenzenden Keller geschoben. Die anderen folgten. Die Bewohner des Nachbarhauses sahen uns entgeistert an. „Es brennt?“ Ja, auch durch ihre Kellertür kamen die Flammen herab. Das Öffnen des nächsten Durchbruchs begann. Im dritten Haus brannte keine Kellertreppe, und wir gelangten alle ins Freie.

Verletzte Menschen lagen auf den Wiesen

Über qualmende Balken und Berge von Trümmern liefen wir zur Eduardschule. Da gab’s vom Roten Kreuz etwas zu Trinken und zu Essen. Mit uns beiden Mädchen und der Tasche mit den Papieren ging’s zur Dohne, zu meiner Großmutter. Vorbei an den Wiesen des Alten Friedhofs. Da lagen unter freiem Himmel verletzte Menschen – gelagert von den Krankenhäusern.

Schon am nächsten Tag, 24. Juni, fuhr meine Mutter mit uns nach Memel. Gleiche Kleidung, Tasche mit den Papieren. Statt Koffer ein kleiner Wäschekorb. Auf in Richtung Osten! Station in Königsberg, da wohnte ein Onkel. Auf dem Weg vom Bahnhof dorthin gaben wir wohl ein ungewohntes Bild ab. Ein Mädchen fragte seine Mutter mit dem Blick auf uns: „Mutter, sind das die Zigeuner?“