Mülheim. Jahrzehnte hatte Rosemarie Hemsing nicht an jene Nacht gedacht. Doch die Zeitzeugenberichte vor dem Jahrestag der verheerenden Luftangriffe brachte bei ihr die Erinnerung an die Bombennacht im Juni 1943 zurück. So furchtbar das Erlebte war, für Rosemarie Hemsing ist es mit einer tiefgreifenden Erkenntnis verbunden: „Für mich ist mein Vater ein Held.“ Um seine Familie und ihr Zuhause zu schützen, ging er große Risiken ein.

15 Jahre war Rosemarie Hemsing, die noch ihren Mädchennamen Geisler trug, in jenem Kriegssommer alt und wohnte mit Vater, Mutter und den drei viel jüngeren Schwestern an der Wiesenstraße. Das Haus grenzte an das Siemensgelände, wo ihr Vater beim Werksschutz arbeitete. Dort sahen Vater und Tochter Aufklärungsflieger Leuchtfeuer direkt über ihnen setzen. Rosemarie Hemsing weiß genau, was ihr Vater bei dem Anblick sagte: „Ich glaube, wir können uns auf Schlimmes gefasst machen.“

Er sollte Recht behalten. An 13 Menschen erinnert sich die heute 85-Jährige, die dicht gedrängt ohne Licht im luftdicht verschlossenen Keller hockten. „Das Haus bebte. Staub und Mörtel rieselten von der Decke und erfüllten die Luft. Man hatte Todesangst.“ Dazu weinten die kleinen Schwestern unaufhörlich. „Schrecklich!“

Haus fing als einziges in der Nachbarschaft kein Feuer

Auch ihr Vater war dort; nach einer Angriffswelle wollte er oben nach dem Rechten schauen. „Ich schrie: Vati, bleib hier.“ Er hörte nicht auf seine Tochter, verließ den Schutzraum und ging ins Haus. „Im Dachgeschoss hatte sich soeben eine Brandbombe entzündet“, so Frau Hemsing, „die er geistesgegenwärtig löschte und mit einer Schaufel nach draußen beförderte.“ Am Ende sollte ihr Haus als einziges ringsum nicht brennen.

Bombenhagel auf Mülheim

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Den Brandgeruch, der sie empfing, als sie den Keller verließ, wird sie nie vergessen. Auch der Turm der Engelbertuskirche brannte. Wie in Zeitlupe sah Rosemarie Hemsing, die später als Filialleiterin in Jeppels Lebensmittelgeschäft arbeitete, ihn zusammenbrechen.

Flucht in die Sicherheit

Nach der Nacht besorgte der Vater einen Elektrokarren von Siemens und schickte Frau und Töchter zu seiner Familie in den Taunus. Die Bahnfahrt und die Ankunft bei einem ihr fremden, überraschten Familienteil empfand Rosemarie Hemsing als fast schlimmer als die Bombennacht. Doch man war in Sicherheit. . .

Ihr Vater musste derweil Abmahnungen hinnehmen – weil er den Karren entwendete und während des Luftangriffs dem Werkschutz fernblieb. „Das war in der Nazi-Zeit nicht ungefährlich“, sagt Rosemarie Hemsing. „Aber er hatte nur ein Ziel: seine Familie in Sicherheit zu bringen. Darum war mein Vater für mich ein Held. Wir haben den Krieg wohlbehalten überlebt.“