Mülheim. .

Den Luftangriff auf Mülheim habe ich als Neunjähriger mit meinen Eltern, meinem Bruder und noch einer Familie im Keller des Hauses Wiescher Weg 28 erlebt. Es war fürchterlich.

Bei jedem Bombenwurf schrie alles durcheinander. Eine kleine Bombe hätte gereicht und alles wäre dem Erdboden gleichgemacht worden. Nur ein Beispiel: Unser Haus wurde von einer sechseckigen Stabbrandbombe getroffen. Diese durchschlug die Dachpfannen, dann hinterließ sie im Dachboden ein genau sechseckiges Loch und blieb brennend in der Decke der Parterrewohnung stecken. Mein Vater hat sie dort mit einem langen Haken herausgeholt und durchs Fenster geworfen.

Ein Bombensplitter traf nur die Hauswand

Er hatte auch die Angewohnheit, während eines Angriffs im etwas tiefer liegenden Hauseingang das ganze Geschehen draußen zu beobachten. Nach einiger Zeit kam er zu uns zurück in den Keller. Im selben Augenblick ging in der Nähe eine Bombe herunter. Ein großer Splitter sauste direkt in den Hauseingang und hätte meinen Vater genau in der Magengegend getroffen. So traf der Splitter Gott sei Dank nur die Hauswand, in der ein großes Loch zurückblieb und noch jahrelang zu sehen war.

Wie grausam der Krieg war, konnte man auch für beide Seiten erkennen. Ein englischer oder amerikanischer Bomber bekam einen Volltreffer. In unserer Nähe fand man dann einen abgerissenen Arm mit Armbanduhr sowie zwei Beine. Diese Überreste wurden später auf einer uns gegenüberliegenden Wiese vergraben. Es war grausam, das mit ansehen zu müssen.

Hans L. Büstgens

Krach und Lärm lähmten die Gedanken
Ich habe den Angriff auf Mülheim als 13-Jährige im Keller unseres Hauses miterlebt. Die Angst, dass man ohnmächtig diesem Inferno ausgesetzt war, war groß. Vor allem dieser Krach und Lärm lähmten jegliche Aktivitäten in Gedanken, was wäre, wenn. . . Man hatte einfach Todesangst.

Als alles ruhig war und wir uns aus dem Keller trauten, stand unser Haus, Gott sei Dank, noch. Außer Kalk und Putz von Decken und Wänden, kaputten Fensterscheiben und einigen Schäden am Haus waren wir im Außenbezirk noch glimpflich davongekommen.

In Mülheim gab es nach dem Angriff kein Wasser

Nur gab es in Mülheim nach dem Angriff kein Wasser. Doch wir hatten im Oppspring 31, aus früheren Zeiten, noch eine Pumpe im Hof, die aber leider mit dem Pumpenschwengel nicht mehr funktionierte. Schnell wurde ein Gerüst gebaut und man konnte mit einem Eimer, der an einer Kette hing, das köstliche Nass von unten nach oben hochdrehen. Die ganzen Tage danach war Hochbetrieb. Aus der nahen und fernen Nachbarschaft holten sich die Leute Wasser.

Der Angriff auf Mülheim und weitere Kriegserlebnisse haben sich fest in meine negativen und positiven Erinnerungen eingebrannt und bis heute Spuren hinterlassen.

Änne Anita Oriwol