Mülheim.

Alles weg. Bis auf die Grundmauern nur noch Schutt und Asche. Wilhelm Riege (76) hat in der Schreckensnacht vom 23. Juni 1943 sein Elternhaus verloren. Dramatisch geriet nach dem Volltreffer die Flucht der Familie aus dem brennenden Haus. Aus den Trümmern gerettet hat Riege nur den Teller, auf dem er einst als Knirps unter Omas Küchentisch Pfannkuchen aß. Getroffen hat er später einen britischen Bomberpiloten, der den Angriff auf Mülheim mitgeflogen ist.

Am Muhrenkamp, im Doppelhaus Nummer 64 und 66, hat Riege damals gewohnt. Die letzte Nacht im Haus der bekannten Bauunternehmerfamilie Fürbach sollte für Riege und seine Eltern jene vom 22. auf den 23. Juni 1943 werden. Ein paar Tage zuvor war er sechs geworden, „die Geschenke lagen noch in Wohnzimmer und Küche“, erinnert sich der heute 76-Jährige.

Bombenalarm nicht mitbekommen

Den Bombenalarm hat er damals gar nicht mitbekommen. Schlafend sei er in den Luftschutzkeller getragen worden. „Erst im Keller bin ich im Bett wach geworden“, erzählt der Senior. „Es wurde sehr laut, wir hörten es laut krachen.“ Gleichwohl lief der Vater, der im Eisenbahnausbesserungswerk als Kolonnenführer der Schlosser arbeitete, immer wieder mutig nach oben. Um zu schauen, was draußen los war.

„Dann hörten wir weniger lauten Krach, aber ein Knistern.“ Eine Brandbombe sei im Haus Nummer 66 eingeschlagen. Die Eltern stürzten nach oben in die Wohnung, mitsamt der Matratzen warfen sie Betten aus dem Fenster. Schnell aber sei klar gewesen: Es war nichts mehr zu retten. Das Haus brannte lichterloh. „Als wir aus dem Keller raus wollten, brannte die Treppe.“

Bombenhagel auf Mülheim

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Kellertreppe stand in Flammen

Durchbruch ins Nachbarhaus. Auch dort: die Kellertreppe in Flammen. Durchkommen unmöglich. Noch ein Durchbruch – „und wir guckten in den blanken, rot gefärbten Himmel“. Das Haus, das Schutz bieten sollte, war nicht mehr da. In ihm war eine Luftmine explodiert. Über eine steinerne Treppe ging's raus auf den Muhrenkamp. „Praktisch brannten dort alle Häuser“, erinnert sich Riege, „von den Dächern tropfte brennendes Phosphor. Wir mussten in der Mitte der Straße gehen.“

Unterschlupf bot der Keller unter der Gaststätte „Bei Obeck“, da trafen die Rieges auf fast die gesamte Nachbarschaft. Skurril ging’s dort im Schutzkeller zu, erinnert sich Riege, dass bei Obecks, während die Bomben fielen, unverdrossen ein Geburtstag gefeiert wurde. Im Saalanbau der Gastwirtschaft war auch eine Bombe eingeschlagen, aber das Haus war nicht in den Grundfesten erschüttert. Die Menschen prosteten sich tatsächlich zu. Ein Prosit auf einen Geburtstag, der noch erlebt werden durfte . . .

Alle Zeitzeugenberichte im Rahmen der Serie "Als Mülheim lichterloh brannte" über den Bombenangriff auf Mülheim vom 22. auf den 23. Juni 1943 finden Sie auf unserer Serienseite "Das ist Mülheim"