Mülheim. In der Nacht zum 23. Juni 1943 zerstörte ein alliierter Luftangriff in nur 70 Minuten das Zentrum von Mülheim und riss über 500 Menschen in den Tod. Die WAZ hatte Zeitzeugen aufgerufen, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Hier die ersten zwei Berichte.

„Im März 1943 wurde ich zwölf Jahre alt. Wir hatten schon vor dem 22. Juni 1943 viele Luftangriffe erlebt, doch es war noch nie so nah gekommen. Wir wohnten in einem vierstöckigen Eckhaus an der Bruch-/Hornstraße. Wir saßen dicht gedrängt in dem kleinen Luftschutzkeller. Ich saß zusammengekauert und hielt mir die Ohren zu. Zwischen den Häusern waren Durchstiege geschlagen, falls man aus dem eigenen Haus nicht mehr heraus konnte. Dies geschah bei uns. Eine Luftmine zerstörte unser Treppenhaus, wir mussten nach dem Angriff durch zwei Ausstiege Richtung Hornstraße.

Draußen erwartete uns ein Inferno: brennende Ruinen, Schutt überall. Meine Mutter hatte ein paar Habseligkeiten auf dem Arm und rief laut nach meinem Vater. Sie nahm mich gar nicht wahr. Ich rannte wie verrückt immer um sie herum. Bis jemand meiner Mutter sagte, dass mein Vater lebte und er mit anderen Männern versuchte, einen Toten zu bergen. Es war der Vater einer Schulfreundin von mir.

Bombenhagel auf Mülheim

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Wir wurden in einen Klassenraum der gegenüber liegenden Schule gebracht. Dort haben wir mit elf Familien gelebt. Meine Eltern besaßen nur noch ein Ledersofa und ein paar Matratzen. Meine ältere Schwester war zu dieser Zeit in einem Landjahrlager im Hunsrück, wo wir dann eine Zeit bei einer Bauernfamilie gelebt haben.

Das Trauma dieser Zeit habe ich bis heute nicht verarbeitet.“ Irmgard Schmidt

Georg Steinbrecher: "Leiterwagen voll mit Leichen"

„Ich war 15 Jahre alt und wohnte bei meinen Eltern in Broich im Haus Holzstraße 44. Nach dem Fliegeralarm begaben wir uns in den Luftschutzstollen im Steinbruch Rauen, der in den Jahren 1942/43 in Nachbarschaftshilfe und mit Unterstützung der Firma Rauen errichtet worden war. Dieser war absolut bombensicher, da er ca. 30 Meter unter Straßenhöhe lag.

Während des Angriffs waren die durch Bomben verursachten Erschütterungen so stark, dass wir befürchteten, unsere Häuser stark zerstört wiederzusehen. Unsere Befürchtung war zum Glück unbegründet. Am Morgen bin ich zur Innenstadt gegangen, wobei mir auf der Schloßbrücke ein von einem Ochsen gezogener Leiterwagen begegnete, der auf seiner Ladefläche für alle sichtbar mehrere aufeinander liegende Leichen beförderte. Ein Anblick, den ich bis heute nicht vergessen kann.“ Georg Steinbrecher

Weiterhin Zeitzeugen gesucht

Wir veröffentlichen bis zum 23. Juni weiter Berichte von Zeitzeugen der schweren Bombennacht vor 70 Jahren. Auch Fotos vom kriegszerstörten Mülheim suchen wir. Schreiben Sie uns: WAZ-Redaktion, Eppinghofer Straße 1-3, 45468 Mülheim, oder redaktion.muelheim@waz.de