Mülheim. .
Am Tag nach dem Großaufgebot mit mehreren hundert Beamten und Kontrollen im Stadtgebiet feiert die Polizei ihren Einsatz in Eppinghofen als Erfolg. 17 Mitglieder der verfeindeten Rockerbanden Hells Angels und Bandidos mussten die Nacht im Essener Polizeigewahrsam verbringen, bevor sie am Mittwochmorgen „nach und nach“ wieder entlassen wurden.
In einem Wagen, der im Bereich Eppinghofer Straße abgestellt war, fanden die Beamten 40 etwa 120 cm lange Axtstiele, die als Schlagwaffen im Kofferraum deponiert waren. „Ein deutliches Zeichen, dass gewalttätige Auseinandersetzungen geplant waren“, sagt Ulrich Faßbender, Leiter der Polizeipressestelle.
Drogen, Waffen, Türstehergeschäfte
Es geht um Drogen, Waffen oder Türstehergeschäfte – „knallharte organisierte Kriminalität“, wie es Faßbender nennt. Bei Kontrollen in Ladenlokalen rund um den Eppinghofer Kreisel war der Polizei bereits vor Monaten aufgefallen, dass sich im eigentlich Bandidos-beherrschten Mülheimer Gebiet auch Mitglieder der Hells Angels aufhielten. „Nun hatten wir konkrete Hinweise, dass die Bandidos ihre Macht demonstrieren wollten.“
BandidosDies galt es eben zu verhindern. Und so wird es in den nächsten Tagen und Wochen weitere Einsätze und Kontrollen geben. Denn: „Wenn die Polizei jeden Tag auf der Matte steht, vermiest das ihr Geschäft.“ Angst vor der Eppinghofer Straße brauchen Bürger aber nicht zu haben, sagt Faßbender. „Wir haben die Szene genau im Blick.“
Von den Dimensionen der Kriminalität überrascht
Die Dramatik hat die Polizei den Ratsfraktionen in einer nichtöffentlichen Sitzung geschildert. Von den Dimensionen der Kriminalität waren viele überrascht. „Es ist sehr deutlich geworden, dass es hier nicht mehr um Lappalien geht. Die Gefahrenlage hat für uns Politiker eine beunruhigende Massivität erreicht“, sagt einer ihrer Vertreter im Gespräch mit der WAZ. Ein anderer meinte: „Dieses Bedrohungsszenario darf nicht verharmlost werden.“ Er sagte dies auch mit Blick auf Vertreter der Linken, die den Umfang der polizeilichen Einsätze kritisch hinterfragt hatten.
Hells AngelsSchilderungen von Einzelfällen schockierten die Politiker, unter anderem, dass sich in Eppinghofen Opfer von Gewalttaten nicht trauen, sich an die Polizei zu wenden.
Von einem drohenden „rechtsfreien Raum“ ist die Rede und der Entwicklung von Parallelgesellschaften. „Ich frage mich“, so ein Ratsmitglied, „ob wir mit unserer Politik vor Ort in Eppinghofen nicht gescheitert sind, wenn Menschen Angst haben, die Polizei um Hilfe zu bitten.“ Viel Geld sei bislang investiert worden, ohne viel Gutes zu erreichen.