Mülheim. Die Polizei hat ein Café an der Eppinghofer Straße durchsucht, das als Treffpunkt der Hells Angels gilt. Rocker aus deren Dunstkreis lassen sich seit März vermehrt in Mülheim blicken. Dort waren die verfeindeten Bandidos bislang konkurrenzlos.

In der Auseinandersetzung rivalisierender Rockerbanden an Rhein und Ruhr zeichnet sich ein neuer Streitpunkt ab: "Seit Anfang März versuchen Rocker aus dem Umfeld der Hells Angels anscheinend, in Mülheim Fuß zu fassen", bestätigt Ulrich Faßbender von der Polizei Essen/Mülheim.

Auch deshalb durchsuchten seine Kollegen am Dienstagabend Lokale an der Eppinghofer Straße: Das Star-Café dort gilt als Treffpunkt der Höllenengel – mitten im "Revier" der Bandidos. Der mit den rot-weißen Angels verfeindete Motorradclub hat ein Chapter und zwei Unterstützerclubs in der Stadt.

Grund zu erhöhter Wachsamkeit sind die befürchteten Expansionsbemühungen allemal: Denn nach den alten Abmachungen der Szene betrachtet der Bandidos MC Germany Mülheim wie das gesamte Ruhrgebiet als sein Revier. Um alte Kompromisse und traditionsreiche Rockerregeln allerdings scheren sich viele Nachwuchsrocker mit Migrationshintergrund nicht. Sie wechseln, wie Ende 2012 in Oberhausen, mittlerweile sogar in Mannschaftsstärke die Seiten: von den Bandidos zu den Hells Angels – vor Jahren noch ein Tabubruch.

Nicht der erste Konflikt in Mülheim

Solche "Verräter" bringen zusätzlich Unruhe in die durch Razzien, Festnahmen und neue konkurrierende Banden verunsicherte Szene der Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG). Zur Erinnerung: Nach den Schüssen auf einen 23-Jährigen aus dem Duisburger Hells-Angels-Unterstützerclub "81er" am 24. Februar in Oberhausen wurde ein Führungsmitglied (25) des Bandido-Chapters Köln festgenommen.

Auf der Eppinghofer Straße, wo seit Wochen vermehrt Männer in Hells-Angels-Shirts – jedoch ohne ihre Kutten – unterwegs sind, kam es erst am Abend des vorigen Freitag zu einer Schlägerei mit mindestens einem Verletzten. Es war nicht der erste Konflikt in Mülheim in jüngster Zeit, der im Zusammenhang mit Rocker-Revierstreitigkeiten stehen könnte. Polizeisprecher Faßbender verweist jedoch auf die laufenden Ermittlungen, auch im Falle der Schlägerei. Und ergänzt: "Wir werden nicht dulden, dass diese Clubs in Mülheim Besitzansprüche geltend machen und hier Territorialkämpfe austragen." Er kündigt weitere Schwerpunktaktionen an – auch am heutigen Mittwoch, auch auf der Eppinghofer Straße. "Dabei haben wir auf jeden Fall auch die Rockerszene im Visier. Festnahmen gab es bei der Durchsuchung am Dienstagabend nicht, zu Details hält sich die Polizei Essen/Mülheim bedeckt.

Mülheimer Bandidos-Clubs laut Polizei bislang unauffällig

Die Straße am Hauptbahnhof haben die Behörden als Hort der Kriminalität ohnehin im Blick: Waffen, Drogen, illegaler Aufenthalt, Verstöße gegen Meldeauflagen, Leistungsmissbrauch – die Liste der Vergehen und Hinweise auf kriminelle Energien ist lang. Erst Mitte März sperrten Polizei und Ordnungsamt die sündige Meile stundenlang für Razzien und Personenkontrollen.

Damals registrierten die Ermittler besorgt, dass zu den 100 Kontrollierten auch Rocker der ebenfalls verfeindeten Motorradclubs Hells Angels und Satudarah zählten. Sie waren in am Niederrhein gemeldeten Autos unterwegs gewesen.

Die Holland-Rocker zumindest ließen sich zuletzt anscheinend nicht mehr in Mülheim blicken: Gegen viele Mitglieder und Unterstützer des Duisburger Chapters "Clown-Town" läuft ein größeres Ermittlungsverfahren wegen Drogen- und Waffenhandels, Präsident "Ali Osman" sitzt wie drei seiner Brüder in Untersuchungshaft.

Das Mülheimer Bandidos-Chapter sowie die Supporter-Clubs "Blood Brother MH Ruhrcity" und "Escuderos MC Mülheim" seien bislang unauffällig gewesen, sagte ein Polizeisprecher Mitte März. Ihre Treffpunkte, etwa an der Sandstraße, wird die Polizei nun dennoch besonders im Blick haben.