Mülheim.

Angesichts der unbefriedigenden Zwischenbilanz der Stadtverwaltung zur Verkehrssituation in der Innenstadt geben sich die beiden großen Mülheimer Ratsfraktionen gewillt, Verbesserungen einzufordern.

CDU-Fraktionschef Wolfgang Michels und der planungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Claus Schindler, erachten beispielsweise eine Öffnung des Tunnels unter dem Kurt-Schumacher-Platz gen Norden für wünschenswert. Das fordern schon länger auch die MBI.

Schindler sähe dadurch, den Tunnel von Süden nach Norden befahren zu können, eine entlastende Achse geschaffen. Der Verkehr gen Norden könne sich auf zwei Schneisen aufteilen: nicht nur auf den ohnehin belasteten Klöttschen, sondern auch auf die Eppinghofer Straße. Hier seien die städtischen Verkehrsplaner zu einer umfassenden Prüfung aufgefordert. „Denkblockaden“, so Schindler, „sind aufzuweichen. Wir haben in Mülheim schon viel erlebt, was angeblich nicht ging – dann aber doch.“

Schindler wie Michels betonen, dass sich die Voraussetzungen für einen Zweirichtungsverkehr durch den Tunnel auch dadurch verbessern würden, weil der Straßenbahn-Endhaltepunkt der 112 an der Kaiserstraße absehbar wegfallen soll, weil die Linie laut Nahverkehrsplanung künftig bis zum Hauptfriedhof rollen soll.

Millionen Steuergelder sind schon verbaut, doch die Verkehrsregelung in der Innenstadt macht weiterhin kaum jemanden bis niemanden glücklich. Knackpunkte werden an vielen Stellen gesehen.

Knackpunkt 1: die Kreuzung am Berliner Platz. Sie ist schon jetzt, da die von der Stadt erwarteten Ruhrbania-Besucher noch gar nicht da sind und der Kaufhof als potenzieller Magnet für Besucherverkehr brach liegt, zu Spitzenzeiten des Wochentagsverkehrs überlastet, wie das Amt für Verkehrswesen und Tiefbau bei einer Verkehrserhebung festgestellt hat. Das Amt verortet die Ursache für die Überlastung darin, dass dem ÖPNV an der Kreuzung absoluter Vorrang gewährt wird. CDU-Fraktionschef Wolfgang Michels beklagt zudem, dass Ampelschaltungen für Fußgänger unklug geschaltet seien. Anstatt Fußgängern parallel zum Geradeausverkehr Grün zu gewähren, lasse man sie bei Rot stehen und gebe ihnen Extrazeiten, bei denen dann der motorisierte Verkehr ausgebremst sei. Das koste Zeit und Verkehrsfluss.

Knackpunkt 2: das Verkehrsaufkommen an der Friedrich-Ebert- und Schollenstraße, das trotz Verkehrsumbau im Umfeld weiter größer ist als von den städtischen Verkehrsplanern einst erhofft. Der Ruhrbania-Verkehrsumbau (das dritte Los mit östlichem Tourainer Ring und Klöttschen ist noch umzusetzen) setzt darauf, dass Kraftwagenfahrer, die nicht den Innenstadtkern zum Ziel haben, diesen über den Tourainer Ring, die Konrad-Adenauer-Brücke, die Bergstraße und gegebenenfalls die Schloßbrücke umfahren. Dem Wunsch der Verkehrsplaner folgen viele offensichtlich aber nicht. Sie suchen weiter den Weg durch die enger gewordene City. Eine Wiederbelebung des Kaufhof-Standortes und die Eröffnung von Ruhrbania würden die Situation weiter verschärfen.

Knackpunkt 3: die Leineweberstraße. Die Einbahnstraße ist immer wieder im Gespräch, ihre Öffnung von Ost nach West reichlich diskutiert. Die Verkehrsplaner sagen: Die ohnehin hoch belastete Kreuzung am Berliner Platz würde eine zusätzliche Belastung nicht tragen können. SPD-Planungspolitiker Claus Schindler „kann die Bedenken nachvollziehen“. Für ihn ist die Debatte damit aber nicht beendet. Man müsse die Leineweber ja nicht ungezügelt freigeben. Denkbar sei etwa eine Steuerung der Verkehrsströme zu verschiedenen Tageszeiten. In den Hauptverkehrszeiten könne etwa über die Ampelschaltung am Dickswall/Tourainer Ring reguliert werden, dass weniger Verkehr auf die Leineweberstraße zusteuere. Für die Leineweberstraße sei auch eine Shared-Space-Lösung denkbar: also eine verkehrsberuhigte Zone, die sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt teilen.

Verkehrsdezernent Peter Vermeulen sagte jüngst im WAZ-Gespräch, unter seiner Führung werde jede alternative Idee zur Verkehrsführung auf ihre Realisierbarkeit und ihren Sinn geprüft. Es solle keine Denkverbote geben.

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