Mülheim. .
Die Perlen glänzen hell: Beim Fest „Stadtrandperlen light“ am Samstagabend schieben sich die Besucher durch die fünf übervollen Ladenlokale. So viel Andrang, so gute Stimmung: Alle freuen sich darüber, dass auch so etwas in der Innenstadt möglich ist.
„Wir sind von dem Erfolg überwältigt“, strahlt Brigitte Voss-Krafft, Inhaberin der „Tuchfühlung“, nach der vierstündigen Aktion. „Es war ein rundum gelungener Abend mit vielen schönen Begegnungen und Gesprächen.“ „Ich bin völlig überrascht, wie viele Menschen für Mülheims Verhältnisse hier sind“, staunt auch Besucherin Eva Krenz. Wie so viele andere ist sie gekommen, um in den liebevoll präsentierten und originellen Waren zu stöbern, Bekannte zu treffen und sich in der „Scheinbar“ mit Kartoffelsalat und Würstchen zu stärken.
Kein Gedränge
Trotz der Enge entsteht kein Geschubse, sondern alle reihen sich geduldig ein. Überwiegend sind Frauen mittleren Alters hier, aber auch Senioren, Kinder und Männer. Auch einige Mülheimer Künstler lassen sich blicken. Ein junger Mann kniet in der „Nadelpracht“ vor einer Kommode, versunken in den Anblick bunter Ringelsocken. Ob Kleidung, Schmuck, Papierwaren, Schals oder Blumengestecke: Alles wird gründlich gemustert und die schönsten Stücke dürfen mit nach Hause.
Die Besucher haben zwar auch die Kunst, aber im Wesentlichen doch die Waren im Blick, und die Kassen scheinen beim Abendverkauf zu klingeln.
Die Akteurinnen des Abends tragen mit Lichtern geschmückte Mützen und sind überall zugleich. Die Lose für die Tombola sind begehrt, denn die Gäste spenden gerne für den kostenlosen Mittagstisch im CVJM-Heim, dem der Erlös zugutekommt. Die Gewinner der fünf Hauptpreise, kreativ mit Stoff, Papier und Wolle gestalteten Lampen, werden später benachrichtigt.
Filigrane Kunstwerke
Im Second-Hand-Laden sitzt Gitarrist Clemens Moldenhauer im glitzernden Samtmantel mitten im Schaufenster und stimmt „Ruby Tuesday" an. Nebenan läuft, ebenfalls von draußen zu betrachten, ein Film des Künstlers Andy Goldsworthy über seine filigranen Kunstwerke in der Natur.
Auch farbige tanzende Lichtpunkte und bewegte Scherenschnitte haben die Techniker der Regler-Produktion installiert. „Wir danken ihnen für die tolle Unterstützung“, sagt Mary Mitolidis, Inhaberin von „Die 2te Chance“. „Die Perlen haben immer super Ideen“, sind sich zwei Kundinnen einig. „Ich finde es großartig, wie sich diese fünf Frauen gegen die Flut der immer gleichen Massenware stemmen, die oft unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert wird. Das wärmt das Herz!“, meint die Besucherin Juliane Kraus-Dorgathen. Helligkeit ins winterliche Dunkel haben die fünf Einzelhändlerinnen heute Abend wirklich gebracht: im Wortsinne mit ihren poetischen Lichtinstallationen, im übertragenen Sinne mit ihrer gesamten Aktion. Da geht doch was, in der Innenstadt. Aber etwas Besonderes muss es offenbar schon sein, damit die Besucher strömen.