Mülheim. .

Hinter den Kulissen ringt die Stadt weiter um eine Entbindung der MVG von der Betriebspflicht für den Straßenbahn-Ast der Linie 104 zwischen Hauptfriedhof und Flughafen. Ziel bleibt, die höchst unrentable und im Zweifel mit Millionen Euro zu sanierende Strecke aufgeben zu können. Ihre Widersacher machen ihr dabei das Leben schwer.

Bald jährt sich bereits der Tag, an dem MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus die marode Flughafen-Strecke aus Sicherheitsgründen für die Straßenbahn 104 hat sperren lassen.

Seit April 2012 Bus statt Bahn

Seit dem 2. ­April 2012 rollen zwischen Hauptfriedhof und Flughafen Busse als „Schienenersatzverkehr“. Ein rechtswidriger Zustand, hat die Aufsicht der Bezirksregierung immer wieder deutlich gemacht. Die MVG sei qua Konzession verpflichtet zum Straßenbahn-Betrieb.

Im August 2012 hatte die Bezirksregierung eine Wiederinbetriebnahme verfügt, später gar mit einer Ersatzvornahme gedroht: Notfalls werde die Bezirksregierung die nötigsten Sanierungsaufträge erteilen und schließlich der Stadt in Rechnung stellen. Dazu ist es aber bis heute nicht gekommen. Unter anderem wohl deshalb, weil die Stadt sich erfolgreich Zeit erbeten hat für ihre Arbeit an einem Nahverkehrsplan, der im März als Entwurf präsentiert werden soll – mit dauerhaft angelegtem Busbetrieb auf dem Flughafen-Ast.

Antrag auf Entbindung von Betriebspflicht

Derweil läuft ein Anhörungsverfahren der Bezirksregierung zum Antrag der MVG auf Entbindung von ihrer Betriebspflicht. Erst am Donnerstag hat es ein Gespräch hierzu zwischen Mülheims Verkehrsdezernenten Peter Vermeulen und dem Bereichsleiter der Planung beim Regionalverband Ruhr (RVR), Martin Tönnes, gegeben. Tönnes soll die Interessen der Regionalplanung vertreten.

Der Knackpunkt: Im Gebietsentwicklungs- und Regionalen Flächennutzungsplan ist als Ziel ausgegeben, einen rund 5,3 Kilometer langen Lückenschluss zwischen der 104er-Endhaltestelle am Flughafen und der U11 an der Messe in Essen zu bauen. Der RVR, so Tönnes, vertrete die Meinung, dass die visionäre Trasse zumindest freizuhalten ist.

Muss die Stadt den Betrieb der Strecke garantieren?

Es könne gar sein, dass auf dem Flughafen-Ast in Mülheim wegen dieser landesplanerischen Vorgaben mindestens die Gleisanlagen bestehen bleiben müssten. Eventuell gar, das müsse nun noch mit der höchsten Landesplanung unter Federführung der NRW-Staatskanzlei geklärt werden, müsse Mülheim den Betrieb der Strecke garantieren.

„Die Stadt Mülheim sieht das nicht so, ich bin da aber noch skeptisch“, so Tönnes gestern zur WAZ. In dieser komplizierten Frage sei möglicherweise „ein Kurzgutachten“ einzuholen.

Um auf dem Flughafen-Ast wieder Straßenbahnen rollen zu lassen, so rechnete die MVG im April 2012 vor, sei ad hoc eine Investition von 500.000 bis 600.000 Euro nötig.

Für eine grundlegende Erneuerung und Instandsetzung wären laut MVG weitere 4 Mio. Euro zu veranschlagen. Für eine komplette Erneuerung samt barrierefreiem Umbau der Haltestellen sind rund 11 Mio. Euro kalkuliert, mit bis zu 85 % Förderung

Die MVG macht geltend, dass ein Straßenbahnbetrieb bei ca. 4500 Fahrgästen am Tag zu rechtfertigen sei. Für den Flughafen-Ast hatte das Unternehmen im April 2012 eine Fahrgastzahl zwischen 150 bis 550 am Tag angegeben.