Mülheim. .
Das Vergangene ist schnell abgehakt. Im Gespräch mit Rainer Lamberti spürt man deutlich: Die Zukunft ist ihm wichtiger, weil sie gerade so ungewiss ist. Über zwei Jahre arbeitete er mit anderen daran, den Bürgerbus auf Styrums Straßen zu bringen.
Ende Oktober nahm das auf ehrenamtlichem Engagement basierende Projekt erstmals Fahrt auf – doch bisher ist die Zahl der Fahrgäste übersichtlich. Eben deshalb blickt Rainer Lamberti als Geschäftsführer des Vereins „Bürgerbus Styrum“ lieber nach vorn: Das Erreichte ist nun mal geschafft, viel wichtiger ist es jetzt, die Geschichte zu einer erfolgreicher zu machen.
„Der Menschenschlag hier ist unwahrscheinlich toll.“
Rainer Lamberti ist in Styrum bestens bekannt. Bis vor drei Jahren stand er in seiner Phönix-Apotheke hinter der Verkaufstheke, war Ansprechpartner und Vertrauensperson bei großen Schmerzen und kleinen Wehwehchen. Er ist ein kommunikativer Mensch, der gern erzählt, gern zuhört und gern Menschen um sich hat. „Wenn ich durch die Gegend laufe und von niemandem begrüßt werde, fehlt mir etwas.“
1974 zog der heute 68-Jährige vom Hingberg nach Styrum. „Damals hatte Styrum nicht den besten Ruf“, sagt Rainer Lamberti, schiebt aber gleich hinterher: „Ich fühle mich hier sauwohl. Der Menschenschlag hier ist unwahrscheinlich toll.“ Immer schon engagierte er sich für seinen Wahl-Stadtteil, etwa als Mitglied der Interessengemeinschaft Styrumer Geschäftsleute (ISG). Die Entwicklung der Oberhausener Straße, des Sültenfuß’, betrachtet er mit Sorge, die vielen Wettlokale und die wenigen Einzelhändler. Und da war es für den dreifachen Vater und vierfachen Opa selbstverständlich, sich am Projekt Bürgerbus zu beteiligen. Die Menschen mobiler machen will er, aber er verspricht sich auch Vorteile für die Händlerschaft: „Wir müssen die Leute wieder ins Zentrum bringen“, sagt er und meint die Styrumer hinter der Bahn.
Über zwei Jahre geplant
Rainer Lamberti ist von Anfang an dabei. Er war einer der ersten, den Knut Binnewerg, der heutige Vereinsvorsitzende, mit ins Boot holte, um den Bus auf Touren zu bringen. Teamarbeit ist der Bürgerbus, betont Lamberti, jedes Vorstandsmitglied bringe spezielles und wichtiges Know-how ein. „Die Stimmung auch unter den Fahrern ist super, es ist eine unwahrscheinlich gute Gemeinschaft und es herrscht eine ehrliche Atmosphäre.“
Über zwei Jahre haben Lamberti und seine Mitstreiter geplant, haben die Route festgelegt, die in drei Schleifen durch Styrum führt, haben Sponsoren gesucht und gefunden und sich mit der MVG abgestimmt. Ursprünglich wollte Rainer Lamberti weder den Vorsitz übernehmen noch wollte er sich selbst ans Steuer setzt. Letztlich tat er beides. Eine „schöne Tätigkeit“ nennt er es. Sie kommt zu seinem Einsatz in der evangelischen Gemeinde.
Fahrtzeiten werden ausgeweitet
Zweimal im Monat drei Stunden zu fahren, findet er nicht zu viel. Nur: „Es gibt nichts Frustrierenderes, als drei Stunden ohne einen einzigen Fahrgast zu fahren.“
Leider kommt das noch sehr häufig vor. Die Antwort des Bürgerbusteams darauf ist ein Mehr: Ab April sollen die Fahrzeiten ausgeweitet werden, dann kurvt der Bürgerbus bis 18 Uhr durch die Stadt, vielleicht werde man auch eine „Feinüberarbeitung der Linien“ vornehmen. Rainer Lamberti ist auf jeden Fall dabei. „Die Flinte ins Korn werfen“, will er noch lange nicht. „Dazu steckt zu viel Herzblut in dem Projekt.“