Mülheim. .
Zwei Haltestellen sind es, die der 110 in Styrum ganz allein gehören: Meißelstraße und Siegfriedbrücke. Die anderen Stopps teilt sich die Straßenbahnlinie mit der 112, die hinter der Bahn gen Oberhausen weiterfährt. Vor der Bahn kreuzen zudem die Buslinien 122 und 129 den Weg der Tram, hinzu kommen die S-Bahnen, die am Bahnhof Styrum halten.
Sieht man sich den Netzplan an, verwundert es nicht, dass die 110 auf der Streichliste steht: Das Gutachterbüro „StadtVerkehr“ aus Hilden empfahl, die Linie einzustellen, und dieser Vorschlag kam bei der lokalen Politik gut an (wir berichteten). Immerhin lässt sich so Geld sparen, und Styrum wäre immer noch gut angebunden. Das finden eigentlich auch die Styrumer, aber. . .
Haltestelle versteckt im Dunkeln
An der Friesenstraße ist Schluss. Oder eben Start, je nachdem in welche Richtung man fährt. Einmal rund führen die Schienen dort und zurück Richtung Stadtmitte und Hauptfriedhof. Die Haltestellen liegen etwas versteckt und hinter Bäumen im Dunkeln – kein Vergnügen dort zu warten.
Lisa-Marie sucht im Wartehäuschen Schutz. Auf dem Weg zur Max-Kölges-Schule ist sie und sieht kein Problem darin, dort auch ohne 110 hinzukommen. „Dann nehme ich eben die 112 oder die S-Bahn.“ Ein wenig weiter sei der Weg zu beiden Haltestellen, berichtet die Elfjährige, „aber nicht viel. Das geht.“
Zurück mit vier Fahrgästen
Sieben Fahrgäste sitzen an diesem Morgen in der ratternden Straßenbahn – alles Schüler. Doch schon am nächsten Stopp am Bahnhof wird’s voller. Elke Berns hat einen der letzten Sitzplätze ergattert. Sie ist eine der wenigen Erwachsenen zwischen Jugendlichen und auch ihr Herz hängt nicht an der Tram: „Ich muss zur Arbeit. Ich habe die 110 nur genommen, weil sie gerade kam.“ Ob Bus oder (S-)Bahn ist ihr gleich. „Ich muss in die Stadt. Da komme ich gut hin.“
Nächster Halt: Meißelstraße. Es wird voller. Auch an der Siegfriedbrücke steigen Schüler dazu. Schüler wie Kaan und Cehan. Die 13-Jährigen sind sich einig: Die 110 abzuschaffen, wäre „voll blöd“. Beide müssten weiter laufen, und Kaan müsste auf seinem Weg zur Karl-Ziegler-Schule umsteigen. „Klar geht das, aber so ist es besser.“
„Service am Kunden“
20 Minuten später ist vom Gedränge nichts mehr zu merken. Zurück gen Friesenstraße geht es mit vier Fahrgästen. Sie bleiben lange unter sich; erst am Bahnhof steigen zwei Styrumerinnen dazu. Beide nutzen die 110 regelmäßig; eine arbeitet in der City und nennt die Verbindung optimal, ohne lange Fußwege. Eine Alternative gibt es, aber die empfindet sie als umständlicher. Die 110 zu erhalten, findet sie, wäre „Service am Kunden“.