Mülheim. .
Im Zuge der politischen Weichenstellung für die Zukunft des Nahverkehrs fordert die MVG, wir berichteten gestern, die Finanzierung eines beispiellosen Investitionsprogramms. 153 Mio. Euro hat das Unternehmen als Bedarf für die kommenden fünf Jahre errechnet. Zum Vergleich: Von 2008 bis 2012 hat die MVG „nur“ 60 Mio. Euro investiert – und auch das war schon viel, verglichen mit den Jahren, gar Jahrzehnten, in denen der politisch reglementierte Betrieb einen immensen Investitionsstau hat anwachsen lassen. In was will die MVG investieren? Ein Überblick.
Fahrzeugflotte
71 Mio. Euro will die MVG in ihre Fahrzeugflotte investieren. Allein 50 Mio. Euro sind kalkuliert für 20 neue Straßenbahnen, die Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus für nötig hält, um das umzusetzen, was das mit der Mülheimer Nahverkehrsplanung befasste „Büro StadtVerkehr“ (Hilden) auf politisches Geheiß weiter ausarbeitet: In einem zweiten Schritt der Neustrukturierung im Bus- und Bahnangebot sollen die Straßenbahnen künftig werktags in der Kernzeit von 6 bis 18 Uhr grundsätzlich im 15- statt im Zehn-Minuten-Takt verkehren. Ungeachtet des ohnehin hohen Alters der MVG-Straßenbahnen macht dies größere Fahrzeuge nötig. Laut MVG sind 25 achtachsige Bahnen nötig, jeweils 30 Meter lang. Fünf sind im Verbund mit Essen bereits geordert (13,7 Mio. Euro, davon 4,2 Mio. Euro gefördert). 20 baugleiche sollen es obendrein sein. Eine weitgehende Standardisierung im Via-Verbund mit Essen und Duisburg ist angestrebt, um wirtschaftlicher unterwegs sein zu können.
Barrierefreiheit
Die MVG ist gefordert, bis 2022 an jedem Haltepunkt einen barrierefreien Zugang zum ÖPNV zu realisieren. Seit 2010 läuft der Umbau von 60 Bushaltestellen (1,2 Mio. Euro). 26 Haltestellen sind laut MVG fertiggestellt, bis Ende dieses Jahres sollen die restlichen 34 folgen. Auch Straßen- und Stadtbahnhaltestellen sind in Angriff zu nehmen. Der behindertengerechte Umbau etwa der Haltestelle Feuerwache – samt taktiler Leitstreifen, dynamischer Fahrgastinfotafeln, akustischer Vorlesefunktion und Anpassung der Bahnsteighöhen) kostete laut MVG 1,5 Mio. Euro. Für die Modernisierung der U18-Bahnhöfe Rosendeller Straße, Gracht und Rhein-Ruhr-Zentrum sowie der Haltestellen Speldorf Bahnhof, Weißenburger Straße, Kolkmann und RWE Rhein-Ruhr Sporthalle sind 10,8 Mio. Euro veranschlagt. 85 % der Summe werden durch Fördergelder abgedeckt.
Fahrtreppen
Die MVG modernisiert seit Oktober 2012 für 6 Mio. Euro (85 % Förderung) 25 Fahrtreppen zur U-Bahn. Heute sollen laut MVG eine an der Aktienstraße und zwei am Mühlenfeld in Betrieb gehen. Das Programm läuft bis 2014.
Aufzüge
Weitere U-Bahnhöfe (Rhein-Ruhr-Zentrum, Mühlenfeld und Von-Bock-Straße) werden mit Aufzügen ausgestattet. Kosten für diese und bereits eingebaute Anlagen an Gracht und Christianstraße: 5,3 Mio. Euro (90 % gefördert). Die Nachrüstung am Mühlenfeld soll im 4. Quartal starten, 2014 ist der Bahnhof am RRZ dran, 2015 die Von-Bock-Straße.
Fahrgastinformation/Digitalfunk
Mit den Via-Partnern aus Essen und Duisburg sowie der Düsseldorfer Rheinbahn investiert die MVG 37,5 Mio. Euro in eine Verkehrstechnik mit Digitalfunk (ITCS). Sie soll bis 2016 nicht nur eine bessere interne Verkehrsüberwachung und -steuerung ermöglichen, sondern (endlich) auch dafür sorgen, dass Digitalanzeigen an Haltestellen keine Märchen mehr erzählen, sondern das Eintreffen von Bus und Bahn exakt ankündigen.
Infrastruktur gesamt
Insgesamt will die MVG bis 2017 82 Mio. Euro in die Infrastruktur stecken, darunter rund 27 Mio. Euro für Gleisanlagen und 14 Mio. Euro für Fahrleitungsanlagen.