Mülheim.

Sich als Erwachsene erstmals auf einen Fahrradsattel zu schwingen und dann jede Woche zuverlässig zu üben, dazu gehört schon etwas. Am Projekt „Frauen lernen Radfahren“, das seit September in Eppinghofen läuft, nehmen 13 Anfängerinnen teil, die sich teilweise auf absolutes Neuland wagen: Vier von ihnen sind noch nie zuvor gefahren.

Es ist schon der zweite Kurs dieser Art, den das Bildungsnetzwerk Eppinghofen durchführt. Gedacht ist er ausschließlich für Migrantinnen, bezuschusst wird er aus dem Europäischen Fonds für die Integration von Drittstaatsangehörigen (EIF). Die Premiere im Vorjahr lief allerdings noch nicht richtig rund, berichtet Stadtteilkoordinatorin Dr. Sonja Clausen: „Letztes Mal sind viele Frauen abgesprungen.“

Fast alle blieben bei der Stange

Doch auf mehrfachen, ausdrücklichen Wunsch habe man das Projekt wiederholt. Und bislang blieben fast alle bei der Stange. Sie haben in nunmehr 13 Doppelstunden ihr Gleichgewicht trainiert, Aufsteigen, Bremsen, Slalomfahren geübt und den ersten Teil des Kurses erfolgreich absolviert. Viele unterstützen sie dabei. So haben zahlreiche Mülheimer(innen), nach einem Aufruf u.a. in dieser Zeitung, gebrauchte Räder gespendet – die Frauen dürfen sie später sogar behalten.

Die Jugendverkehrsschule stellt einen Transporter zur Verfügung, als Vertreter der Mülheimer Verkehrswacht kommt Franz Hergarten: Er war bis zu seiner Pensionierung Verkehrssicherheitsberater bei der Polizei und leitet hier nun das theoretische wie praktische Training. Zwei ehrenamtliche Helferinnen unterstützen ihn, auch das ­Jugendzentrum Stadtmitte wirkt als Kooperationspartner mit.

Neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung

Nicht nur die starke Riege der ­Beteiligten macht deutlich, dass es beim Projekt „Frauen lernen Radfahren“ um mehr geht, als um die ­Eroberung eines Sportgerätes. Die Teilnehmerinnen sollen „selbstsicherer und mobil“ werden, wünschen sich die Stadtteilkoordinatorinnen, und versprechen sich vom Radeln auch eine Stärkung der ­elterlichen Erziehungskompetenz. Künftig könnten die Mütter ihre Kinder beim Verkehrssicherheitstraining besser unterstützen.

Und: „Es ergeben sich neue Möglichkeiten der familiären Freizeitgestaltung.“ Vor allem, wenn auch die Väter mitradeln, und so könnte sich Dr. Sonja Clausen grundsätzlich vorstellen, ein ähnliches Angebot auch für interessierte Männer an den Start zu bringen.

Für die Fahrradfrauen geht der Kurs noch bis zum Frühjahr weiter, und später wird auch der geschützte Schulhof verlassen, geplant ist eine kleine Tour durch die Straßen der Stadt. Dort können die Frauen ihren Horizont wirklich erweitern.