Mülheim. .
Wie fühlen sich Menschen mit Migrationshintergrund in unserer Stadt? Seladdin Uzun ist Lehrer an der Gesamtschule in Duisburg-Mitte und lebt in Mülheim. Er ist hier geboren. Seine Eltern kommen aus der Türkei. „Alle müssen sich verändern, nicht nur die Ausländer“, sagte der 41-Jährige im Gespräch mit Laura Engels.
Herr Uzun, wenn Sie an die Traditionen und die Mentalität Ihrer Eltern denken und sie mit dem vergleichen, was Sie hier in Deutschland kennen gelernt haben: Wo sehen sie die größten Unterschiede?
Seladdin Uzun: Das ist eine schwierige Frage. Die Türken sind lockerer. Die Deutschen sind ein bisschen strenger, auch mit sich selbst. Und die Deutschen sind disziplinierter. Die Mischung aus beidem wäre eigentlich das Beste.
Also jemand wie Sie?
Uzun: (grinst) Genau!
Mit Ihren dunklen Haaren sieht man Ihnen Ihre ausländischen Wurzeln aber durchaus an. Haben Sie in Mülheim deswegen schon einmal Schwierigkeiten bekommen?
Uzun: Nein, eigentlich nicht. Natürlich gab es mal ein paar Leute, die mich mit ‚Scheiß Türke’ beschimpft haben, aber mit solchen Menschen kann man sich einfach nicht vernünftig auseinandersetzen.
Was glauben Sie, wo könnte man ansetzen, um die Integration hier noch zu verbessern?
Uzun: Alle Menschen sollten erst einmal gemischt werden und in den Stadtteilen gemeinsam leben. Kennen Sie Duisburg-Bruckhausen?
Nein, ich kannte nur mal eine Familie in Duisburg-Marxloh, die die einzige deutsche Familie in ihrer Straße war.
Uzun: In Bruckhausen ist es noch schlimmer. Man muss das dezentralisieren. Alle Bürger sollten zusammenleben. Und alle müssen sich verändern. Wirklich alle, nicht nur die Türken oder die anderen Ausländer. Die Welt verändert sich andauernd, da ist es blöd, einfach stehen zu bleiben. Wenn wir immer da bleiben würden, wo wir schon waren, dann würden wir nie vorankommen, dann hätten wir Stillstand. Nur die, die Scheuklappen tragen, bleiben immer dort stehen, wo sie vor 100 Jahren waren.
Fühlen Sie sich dennoch hier in Mülheim wohl?
Uzun: Ja, ich habe hier eine Familie gegründet werde auch gerne bleiben.