Styrum/Saarn. .
Die eigene Scholle steht heute immer noch hoch im Kurs. Wie einst dienen die Schrebergärten der Erholung der Menschen in den Städten. Auf dem Nährboden des gewachsenen Umweltbewusstseins setzen heute viele Kleingärtner auf biologische Schädlingsbekämpfung, lassen die Finger von der Chemie. Bei all den Skandalen um Gifte in Obst, Gemüse, Salat und Co. weiß man beim Eigenanbau, was aus den Beeten und Rabatten kommt. Und auch die Entdeckung alter Obst- und Pflanzensorten blüht wieder auf.
Es ist schon ein paar Jahre her, seit der Kräutergarten im Kloster Saarn aufgezogen wurde. Er gehört zum Kloster-Museum und wird vom Förderverein betreut. Die Hege und Pflege des Hochbeetes liegt in den Händen von Stefanie Horn, die eine Zusatzausbildung als Wild- und Heilkräuterpädagogin gemacht hat. „Der Saarner Kräutergarten bietet viele Möglichkeiten, ein praktisches Element im Unterricht zu werden“, sagt Stefanie Horn. Und so gibt es Angebote für Schulklassen, darunter ein Kräuterdiplom, eine Kräutergartenrallye oder „Besser Lernen mit duftenden Kräutern“.
Da sich Stefanie Horn auskennt, weiß sie um die Wirkung der Heilpflanzen. Viel Wissenswertes können die Besucher bei Führungen durch den Kräutergarten mitnehmen. Die nächste ist am morgigen Sonntag, 9. September, 14.30 Uhr, wo es um das Thema „Über Frauendreißiger und Frauenpflanzen“ geht. Am 3. Oktober, 14.30 Uhr, werden die „Nutzpflanzen und Gehölze des Kräutergartens“ erkundet. Wie gut die Wildfrüchteküche schmeckt, erfahren die Teilnehmer eines Workshops, der aktuell läuft. Gestern wurden Ebereschen, Schwarzer Holunder und Wildrosen gesammelt. „Sie alle versorgen uns mit wunderbaren Grundzutaten für Marmeladen, Gelees, Saucen, Chutneys und Liköre“, weiß Stefanie Horn. Am heutigen Samstag geht’s dann ans Einmachen. So wird der Sommer in Gläsern konserviert.
Mit Gästen in „Harmonie“
Die Kleingärtner der Kleingartenanlage „Harmonie“ tischten ihren rund 30 Gästen aus dem St. Engelbertus-Stift am Mittwoch in ihrem Vereinsheim Schnittchen und Kuchen auf. Vor einigen Jahrzehnten - in den Gründungszeiten der grünen Oase - war das noch anders. Damals zog die Schreberjugend noch mit der Karre los, um den alten Menschen im Seniorenheim an der Seilerstraße Gemüse und Obst zu bringen.
„Damals gab es hier noch viel mehr Nutzfläche als heute, es war mehr da, als für den Eigenbedarf benötigt wurde, daher wurden Erträge gespendet“, berichtet Bernd Schluckebier, zurzeit „Harmonie“-Vorsitzender. Es war Nachkriegszeit, in vielen Alten-Einrichtungen fehlte es an Lebensmitteln. Bürger, die hinter ihrem Haus oder gar in einem Kleingarten Kartoffeln, Bohnen, Erbsen oder Salat anbauten, hatten es etwas besser. Und die Laubenpieper gaben großzügig ab. „Styrumer Obst und Gemüse ergänzte bald den Speiseplan im damaligen Caritashaus“, weiß Alexander Banowski vom Aktivteam in St. Engelbert.
Ein Ausflug zu Erntedank
Vor genau 60 Jahren luden die Gartenfreunde die Senioren erstmals in ihre Anlage ein. Ein Ausflug, der dann in jedem Jahr wiederholt wurde - zu Erntedank, organisiert von der Frauengruppe des Vereins. Fritz Ehler (89), langjähriger Vorsitzender, erinnert sich, dass man das Vereinsheim immer festlich schmückte. Ein gemeinsames Kaffeetrinken stand und steht noch auf dem Programm. Diesmal trugen die Kleingärtnerinnen etwas Amüsantes vor, dann wurde getanzt. „Für uns ist das ein schönes Ereignis, wir freuen uns immer sehr darauf. Man sitzt zusammen, plaudert, hat viel Spaß“, findet Gertrud Friese.