Mülheim. . Die Heilkraft der Pflanzen: Früher war sie Geheimwissen, heute beschäftigt sie viele Menschen. Für sie gibt es in Mülheim nun eine neue Anlaufstelle: den Kräutergarten im Innenhof des Klosters Saarn. Am übernächsten Samstag wird er eröffnet.
Schon jetzt kommen Spaziergänger, Radler oder Kindergartengruppen durch das stets offene Tor und schauen sich zwischen den vier frisch bepflanzten Hochbeeten um. Hier wächst etwa bauschiger Fenchel, blauer Lavendel, stabiler Beifuß, Baldrian, Salbei, Wein, jeweils mit weißen Schildern bestückt, die den Namen der Pflanze und die ihr zugesprochenen Eigenschaften nennen.
Ein paar braune Flecken gibt es auch noch: Leerstellen, die bis zur Eröffnung geschlossen werden sollen. Einige Pflanzen sind nicht winterhart oder recht kompliziert zu beschaffen, erläutert die Projektleiterin Stefanie Horn, im Hauptberuf Biologielehrerin. Wenn alle Beete bestückt sind, sollen hier 102 verschiedene Kräuter sprießen. Arten, wie sie im Mittelalter auch die Zisterzienserinnen kannten, pflegten und verwendeten.
"Ein Lernort für Lokalgeschichte"
Belege über einen historischen Klostergarten im Innenhof fand Stefanie Horn bei ihren Recherchen nicht: „Man weiß aber, dass es an den Hängen hinter dem Kloster einen Garten gab, hinunter zum Mühlenteich, wo heute die schönen Kastanien stehen.“
Die wollte man natürlich nicht abholzen, so dass der Verein der Freunde und Förderer des Klosters Saarn e.V., der dem neuen Garten den Boden bereitete, den Innenhof als Standort wählte. Im Herbst begann man unter dem Motto „Was die Nonnen pflanzten, wird wieder wachsen“ mit der Planung des Gartens, den der stellvertretende Förderverein-Vorsitzende Hans-Theo Horn als Erweiterung, gewissermaßen als grünen Außenbereich des 2008 eröffneten Klostermuseums versteht. „Es soll eine Begegnungsstätte sein, ein Lernort für Lokalgeschichte. Etwas zum Anfassen und Begreifen.“
In diesem Sinne wird es auch Gartenführungen geben, ab Juni an jedem zweiten Sonntag im Monat um 14.30 Uhr. Äußerst erwünscht ist auch, dass Kinder ihre Nasen in den Kräutergarten stecken, Grundschulen seien bereits angesprochen worden, sagt Stefanie Horn, um naturnahe Naturkunde erleben können.
Teure Blöcke aus Ruhrsandstein
Was im Klostergarten grünt, ist nicht zur zum Anschauen auf der Erde. Das galt früher, gilt auch in Zukunft, wobei selbstverständlich nicht jeder Besucher nach Lust und Laune ernten darf. Es ist aber durchaus angedacht, dass Kräuter, die vor der Türe sprießen, in Quarkspeisen oder auf Pfannkuchen landen, die das Klostercafé serviert. Kinder werden in Workshops Duftsäckchen oder Kräutersalze selbst herstellen dürfen.
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Rund 40 000 Euro kostete die Anlage des Klostergartens; für die Finanzierung konnte der Förderverein die Leonhard-Stinnes-Stiftung gewinnen, und auch die Sparkasse Mülheim steuerte etwas bei. Teuer seien vor allem die Blöcke aus Ruhrsandstein gewesen, welche die Hochbeete einfassen, erläutert Stefanie Horn: „Sie mussten auf Maß gehauen werden.“ Zwei örtliche Gartenbau-Fachbetriebe legten Hand an, zu günstigen Konditionen, wird betont: „Für sie ist dieser Garten auch ein Referenzobjekt.“
Beim Bau der Hochbeete nach mittelalterlichem Vorbild machte die Denkmalschutzbehörde einige Auflagen. Etwa durfte beim Graben eine bestimmte Tiefe nicht überschritten werden, da die Fläche archäologisch noch nicht erschlossen ist. Mit kaum mehr als 110 qm Fläche ist der Klostergarten eher klein, spätere Erweiterung aber gut möglich. Überhaupt sei hier noch alles im Werden, betont die Projektleiterin Stefanie Horn: „Kräuter, Pflanzen wachsen. Man muss nicht alles im ersten Jahr stemmen.“