Mülheim. .

Jürgen Klingenberg sitzt vor dem Eingang zur Cafeteria im Kloster Saarn. Seit Jahrzehnten macht sich der Sonderschullehrer um den Ortsteil verdient. Hier sind sich alle einig: Jürgen Klingenberg hat den Ortsteil ein Stück lebenswerter gemacht – mit großem Einsatz.

Während er seine Tasse Kaffee trinkt und plaudert, kommt ein Dutzend Saarner vorbei und schüttelt dem 70-jährigen Rentner die Hand: „Hallo Jürgen!“ - „Hallo Helmut!“, „Hallo Jürgen!“ - „Hallo Rolf!“, „Hallo Jürgen!“ - „Hallo Klaus!“ Jürgen Klingenberg ist hier in Saarn so etwas wie ein „bunter Hund“. Oder freundlicher formuliert: Der „Local Hero“ von Saarn.

Dabei ist Klingenberg gar keiner von hier: Denn genau genommen hat er einen „Migrationshintergrund“: Anfang 1945 flüchtete der fünfjährige Jürgen mit seiner Mutter und den Großeltern aus dem westpreußischen Elbing nach Westen, der Vater war im Krieg gefallen. Noch 1945 verschlug es die Familie nach Saarn. „Eigentlich war das ein Zufall. Wir hätten genauso gut in Schleswig-Holstein landen können, wie andere Verwandte“, blickt Klingenberg zurück. Doch nach dem Krieg fanden die Klingenbergs im Mülheimer Süden rasch eine neue Heimat, schlugen dort schnell Wurzeln.

Aktiv für den Umweltschutz

Mit gerade einmal 20 Jahren begann sein ehrenamtliches Engagement für Saarn, als Klingenberg 1961 in den Angelsportverein „Haus Kron“ eintrat. Bei den Angelfreunden führte „Menschenfischer“ Klingenberg von 1969 bis 1973 die Geschäfte. Und seit 1973 bis heute ist er ihr Vorsitzender – seit 38 Jahren. Dabei ging es Klingenberg keineswegs nur darum, möglichst viele Fische aus der Ruhr zu angeln, sondern aktiv etwas für den Umweltschutz zu tun. So erhalten die Saarner Angler die Vereinsgewässer der südlichen Anger. Und seit den frühen 70er Jahren säubern sie Ende März die Ruhrauen im gesamten Mülheimer Stadtgebiet. Immer ganz vorne mit dabei: Jürgen Klingenberg.

Damit nicht genug: Seit sieben Jahren leitet Klingenberg als Geschäftsführer auch noch die Interessengemeinschaft der Fischervereine „Untere Ruhr“, deren zweiter Vorsitzender er seit acht Jahren ist. Die IG mit 19 Vereinen plant und gestaltet seit 1970 die „Aktion saubere Ruhr“, die älteste Umweltaktion Mülheims.

"Es macht Spaß, sich für die Belange der Bürger einzusetzen."

Mehr noch: 1970 trat Klingenberg in den 1927 gegründeten Bürgerverein Saarn ein. „Da wurde man dann sofort verhaftet“, lacht Klingenberg. der sich zunächst als einfaches Mitglied, von 1978 bis 1982 als Beiratsmitglied und von 1982 bis 1991 als Geschäftsführer engagierte. Seit 1991 – auch schon wieder 20 Jahre – lenkt Klingenberg die Geschicke des Bürgervereins als erster Vorsitzender: „Wir arbeiten auch politisch, aber nicht parteipolitisch. Es macht Spaß, sich für die Belange der Bürger einzusetzen. Nur die Gemeinschaft kann es schaffen.“ Der Verein mit heute rund 400 Mitgliedern sorgt seit 1974 dafür, dass im Alten Dorf Saarn mit seinen gut erhaltenen Fachwerkhäusern einmal im Jahr ein zünftiges Dorffest gefeiert wird. Und dass dort seit 1982 immer pünktlich zum 1. Mai der Bürgerbaum mit den Plaketten der 24 wichtigsten Saarner Vereine aufgestellt wird. Nicht zu vergessen, dass seit 1981 der Martinszug durch die Saarner Gassen ziehen kann. Daneben pflegt der Bürgerverein das Ehrenmal für die gefallenen Soldaten aus Saarn und verschönerte den Dorfplatz mit neuen Bänken und Blumenkübeln.

Zum Wohle der Saarner

Der gesellige Saarner bindet sich gerne neue Aufgaben zum Wohle der Saarner ans Bein: Darum ist er auch Mitglied im Beirat der Begegnungsstätte „Kloster Saarn“, sitzt im Bürgerausschuss der Bürgergesellschaft „Mausefalle zur Jobsverleihung“, springt auch mal bei Auftritten des Männergesangvereins Saarn 1869 und des Saarner Bergsteigerchors ein. Klingenbergs Frau, eine gebürtige Saarnerin, bleibt bei allen Aktivitäten wohlwollend und gelassen. Sie kennt ihren Jürgen nicht anders. Nächstes Jahr feiert das Paar mit den beiden Kindern und den drei Enkelkindern goldene Hochzeit. Auch privat ist Klingenberg die Beständigkeit in Person.