Mülheim. . Der Gast der Gemeinde St. Mariae Geburt warnte, der Islam könne Europa – vorangetrieben durch Polygamie und Kinderreichtum – binnen 50 Jahren erobern: Die extremen Ansichten des Erzbischofs der syrisch-katholischen Kirche überraschten auch Stadtdechant Janßen.

Einen anstrengenden Gast hatte am Sonntag die Mülheimer Kirchengemeinde St. Mariae Geburt: Erzbischof Flavien Joseph Melki, hoher Vertreter der syrisch-katholischen Kirche im Libanon, feierte in der Pfarrkirche ein Pontifikalamt. Schon die auf Französisch gehaltene, peu à peu ins Deutsche übersetzte Predigt des 81-Jährigen machte klar: Hier steht ein Mann, der die Welt harsch in Christen und Muslime teilt. Hier die bedrohte Minderheit, dort eine aggressive Religion, deren junge Vertreter man nach seiner Sichtweise bestenfalls bekehren kann.

In Beirut gründete Melki das „Home of Hope“, eine Art christliches Internat, in dem derzeit 30 Kinder untergebracht, versorgt, unterrichtet werden, darunter seien acht aus muslimischen Familien, so der Erzbischof. Mit ihrer Türkollekte haben die Mülheimer Kirchgänger für dieses Projekt gespendet.

Melki unternimmt jährlich eine Pastoralreise durch europäische Länder. Eingeladen und als Dolmetscher begleitet wird er stets von einem Privatmann: Hellmuth Dieken, weltweit tätiger Wandmaler und zugleich Vertreter der kleinen katholischen Apostelgemeinschaft der Vereinten Herzen Jesu und Mariens. Dieken lebt in Waldbröl, seine Schwester in Speldorf. So kam, laut Diakon Martin Bader, der Kontakt zu St. Mariae Geburt zustande.

Stadtdechant warnte vor Fundamentalismus

Auf die Heilige Messe folgte ein Empfang in der katholischen Begegnungsstätte auf dem Kirchenhügel: Hier beschwor Melki vor etwa 30 Gemeindemitgliedern die Gefahr eines kämpferischen Islam herauf, der – vorangetrieben durch Polygamie, Kinderreichtum und finanzielle Förderung aus den „Ölstaaten“ – binnen 50 bis 100 Jahren Europa zu erobern drohe.

Stadtdechant Michael Janßen, der anschließend einräumte, dass ihm die Standpunkte des Erzbischofs in dieser Schärfe nicht bekannt waren, griff während der Gesprächsrunde mit versöhnlichen Tönen ein: „In Mülheim“, so Janßen, „führen wir einen sehr guten interreligiösen Dialog.“

Ausdrücklich erwähnte er das für den 5. September geplante Kunstprojekt „Engel der Kulturen“, bei dem christliche, jüdische und muslimische Vertreter zusammenwirken. Er rede viel mit Muslimen, so Janßen, unter denen es gemäßigte und fundamentalistische Menschen gebe: „Fundamentalismus ist der Tod jeder Religion, und wenn wir ehrlich sind, wir Katholiken haben auch Fundamentalisten.“