Bochum.
. Üblicherweise nehmen etwa 400 Menschen, darunter etliche Kinder, am Freitagsgebet in der Moschee an der Dibergstraße teil. An diesem Freitag dürften etliche Menschen mehr den Weg dahin finden. Es ist die Reaktion auf die geplanten Mahnwachen vor Moscheen durch „Pro NRW“.
Die Provokation hat sich in Form von bis zu 60 selbst ernannten Bürgerbewegten angesagt. In einer Stellungnahme reagieren die zehn größten Bochumer Moscheen mit „Entsetzen“ auf die Ankündigung von „Pro NRW“, Mahnwachen vor Moscheen und islamischen Zentren aufzustellen. „Die Rassisten, getarnt als freundliche Bürgerbewegung haben sich das Ziel gesetzt, ihre Lügen zu publizieren und gleichzeitig die kommenden Besucher des Freitagsgebets zu provozieren“, schreiben die Moscheen, trotz sonst oft unterschiedlicher Haltungen einmütig.
Moscheetour mit Sigmar Gabriel
Als ein Zeichen der Solidarität mit den Moslems hat die SPD eine „Moscheetour in NRW mit Sigmar Gabriel“ angekündigt. Der SPD-Vorsitzende wird am kommenden Freitag gemeinsam mit dem Rocksänger Peter Maffay und dem SPD-Europapolitiker Martin Schulz demonstrativ die Moschee an der Schmidtstraße besuchen.Später nimmt er ebenfalls zusammen mit Maffay an der Abschlussveranstaltung eines Jugendaustausches zwischen Israel/Palästina/Deutschland in der Pestalozzi-Realschule teil.
In Bochum gab es insbesondere seit dem 11. September 2001 eine Vielzahl interreligiöser Veranstaltungen, die gezielt sich gegen eine Gleichsetzung von Islam und Islamismus richteten. In Arbeitskreis wirken auch die beiden christlichen Kirchen mit.
Evangelische und katholische Kirche nehmen gemeinsam Stellung
Zur aktuellen Propaganda-Masche von Rechtsauslegern nehmen der Superintendent der Ev. Kirche Fred Sobiech und der katholische Stadtdechant gemeinsam Stellung : „Diese Gruppierung schürt gezielt Vorurteile gegen den Islam, macht pauschal die Ausländer für die sozialen Probleme in Städten und Stadtteilen verantwortlich. (...) Die Positionen dieser Gruppierung sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.“
Die beiden Kirchen erinnern an etliche gemeinsame Projekte, in den sie sich zusammen mit den Moscheevereinen für Verständigung und einen Dialog einsetzen. Besonders bitter stößt den beiden Geistlichen die das Motto von „Pro NRW“ ‘Abendland in Christenhand’ auf. Sobiech und Schmidt ermuntern die Christen genau zum Gegenteil: „Wenn Ihre muslimischen Nachbarn Sie einladen, mit ihnen gemeinsam tür ein friedliches Zusammenleben der Religionen zu feiern, dann bitten wir Sie mitzufeiern.“
Intensive Diskussion in den Moscheevereinen
Die zehn in der Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossenen Bochumer Moscheen haben in den letzten Tagen bereits eine ganze Reihe von Solidaritätsbekundungen erfahren.
Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Moscheevereine, Talha Kalil, bekundet offen, dass es eine intensive Diskussion in den Moscheevereinen gegeben habe, welche Reaktion die angemessenste sei. Dabei sei sogar erwogen worden, an diesem Freitag in der Dibergstraße das Freitagsgebet abzusagen, um so die Provokateure ins Leere laufen zu lassen.