Mülheim. .
Eigentlich sollte er schon im Frühsommer starten, der Styrumer Bürgerbus. Wann, wo und wie fährt er denn nun und worin besteht vor allem sein Mehrwert für den öffentlichen Personennahverkehr? Wir fragten beim Vorsitzenden des Trägervereins, Knut Binnewerg, nach.
Warum startet der Bürgerbus später als geplant?
Knut Binnewerg: Wir konnten die Verträge mit der Mülheimer Verkehrsgesellschaft erst unterschreiben, nachdem geklärt worden war, wer die Kosten für die Aufstellung von 18 Bürgerbus-Haltestellen übernimmt. Das ist jetzt geklärt. Die Stadt übernimmt die Kosten von rund 14.000 Euro.
Und wann kommt nun der Bürgerbus?
Binnewerg: Das Fahrzeug wird Mitte August ausgeliefert und dann im Innen- und Einstiegsbereich für seine künftige Fahrgastnutzung umgebaut. Wir gehen im Vorstand davon aus, dass wir die Bürgerbuslinie in Styrum am Samstag, 27. Oktober, feierlich eröffnen und dann ab Montag, 29. Oktober, den regulären Fahrbetrieb aufnehmen können.
Mit welchem Bus werden Sie durch Styrum fahren?
Binnewerg: Das ist ein Mercedes-Sprinter, also ein Kleinbus mit acht Fahrgastsitzen und einem drehbaren Fahrersitz. Seitwärts öffnet sich der Bus mit einer großen Schiebetür für die Fahrgäste.
Wer wird den Bürgerbus fahren?
Binnewerg: Wir haben zurzeit 30 ehrenamtliche Fahrer, die über einen einfachen Pkw-Führerschein (Klasse 3) verfügen. Alle unsere Bürgerbusfahrer durchlaufen eine Fahrtauglichkeitsuntersuchung beim Werksarzt der MVG. Abschließend werden wir für sie beim Straßenverkehrsamt einen Personenbeförderungsschein beantragen und sie dann auch mit Hilfe von Fahrdienst-Mitarbeitern der MVG schulen, indem wir mit ihnen die Bürgerbusstrecke abfahren.
Wie oft müssen die Fahrer ans Lenkrad und haben Sie genug?
Binnewerg: Es ist geplant, dass jeder Fahrer in der Regel zweimal drei Stunden pro Woche den Bürgerbus fährt. Natürlich hätten wir gerne noch mehr Fahrer, um einen größeren Spielraum zu haben. Wer interessiert ist, kann sich bei mir unter 0208-40 22 57 melden.
Welche Leute setzen sich heute freiwillig hinter das Bus-Lenkrad?
Binnewerg: Das sind ganz unterschiedliche Leute, die gerne und gut fahren. Das reicht vom ehemaligen Busfahrer und Bauunternehmer über einen Mitarbeiter der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft, der zum Beispiel Müllwagen fährt, bis zum pensionierten Lehrer.
Was ist die Motivation?
Binnewerg: Das sind Leute, die gewohnt sind, ehrenamtlich zu arbeiten und zum Teil auch in anderen Vereinen aktiv sind und gerne etwas mit anderen Leute machen. Die Fahrer sind das wichtigste Kapital unseres Vereins. Und wir versprechen ihnen, dass wir eine tolle Gemeinschaft sein werden, die sich mindestens einmal pro Monat trifft, um den Fahrdienstplan festzulegen.
Sind die Bürgerbusfahrer auch versichert, falls mal was passiert?
Binnewerg: Da muss sich niemand Sorgen machen. Sowohl unsere Fahrer als auch das Fahrzeug sind über die MVG versichert.
Macht der Bürgerbus der MVG Konkurrenz?
Binnewerg: Das Gesetz ist da eindeutig. Bürgerbusse dürfen keine Konkurrenz der örtlichen Verkehrsgesellschaften sein. Wir haben sowohl unsere Linienführung als auch unseren Fahrpreise und Fahrzeiten mit der MVG abgestimmt, die übrigens auch Eigentümerin des Bürgerbusses ist. Abgesehen von den gemeinsam genutzten Haltestellen am Sültenfuß und an der Heidestraße fahren wir in komplett anderen Bereichen und nutzen andere Haltestellen als die MVG. Und anders als die MVG bringen wir die Leute ja auch nicht von Styrum nach Stadtmitte, sondern machen sie nur innerhalb des Stadtteils mobil.
Was kostet eine Fahrt mit dem Bürgerbus?
Binnewerg: Wir haben uns für eine einfache Insellösung entschieden: Wir haben eigene Fahrkarten, die aber nicht billiger sein dürfen als die preiswerteste der MVG. Die einfache Fahrt wird 1,50 Euro kosten. Wer einen Fünferblock für 6 Euro erwirbt, fährt für 1,20 Euro. Kinder unter vier Jahren und Schwerbehinderte, deren Fahrtkosten vom Landschaftsverband übernommen werden, fahren kostenlos mit.
Wie finanzieren Sie den Bürgerbus-Betrieb?
Binnewerg: Neben unseren Fahrpreiseinnahmen bekommen wir auch Organisationsmittel von 5000 Euro pro Jahr vom Land, das auch mit 40.000 Euro die Anschaffung des Fahrzeuges finanziert hat. Außerdem haben wir Werbekunden, die unseren Bus als Werbefläche nutzen. Und wir schließen mit zwei befreundeten Bürgerbuslinien in Essen einen Vertrag über die Bereitstellung von Ersatzbussen ab.