Mülheim. . Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind Ärger gewohnt. Kontrollieren sie, fluchen die Leute, tun sie es nicht, werden Forderungen nach mehr Kontrollen laut. Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes, weiß: „Das Aufgabenbild unseres Außendienstes hat sich stark gewandelt.“

Gab es früher vor allem den klassischen Ermittler, der z.B. Halter von herrenlosen Wagen ermittelte, sind die Mitarbeiter heute „wie Eierlegende Wollmilchsäue“. Stets kommen neue Aufgabenbereiche hinzu. Doch: Viele davon sind nur bedingt umsetzbar.

Jugendschutz

Die neuesten Forderungen kamen von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder: Sie hatte vorgeschlagen, das Jugendschutzgesetz zu verschärfen, Jugendliche unter 16 Jahren sollten nur noch in Begleitung ihrer Eltern auf Feste mit Alkoholausschank nach 20 Uhr besuchen dürfen. Wer sollte das überprüfen? „Wir kontrollieren nur Gaststätten oder Diskotheken, wenn uns auch Beschwerden vorliegen“, erklärt Bernd Otto. Generell gelte aber: „Wir wollen Präsenz zeigen.“ Jeder Betreiber solle überall mit dem Ordnungsamt rechnen. Denn: „Das motiviert zur Eigenkontrolle.“ Doch für zusätzliche Kontrollen fehlen dem Amt die Mitarbeiter. Daher habe Otto für 2013 anderthalb neue Stellen beantragt.

Rauchverbot

Auch mit dem von der rot-grünen Landesregierung beschlossenen Rauchverbot in Gaststätten kommen neue Herausforderungen auf Bernd Otto und seine Mitarbeiter zu. Qualmen Raucher draußen, beschweren sich Anwohner häufiger wegen Ruhestörung oder Geruchsbelästigung. „Auch dem müssen wir dann nachgehen.“ Aber: „Um allen Wünschen gerecht zu werden, bräuchten wir mehr Leute.“ Ohnehin sei das Portfolio so umfangreich geworden, dass ein hoher logistischer Aufwand nötig sei – Dienste, Personal und Aufgaben müssen nach Dringlichkeit eingeteilt werden.

Hundekontrollen

Eine Hundestreife des Ordnungsamtes patrouilliert seit März im Stadtgebiet. Ein Team aus zwei Mitarbeitern des kommunalen Außendienstes kontrolliert, ob Hundehalter ihre Vierbeiner anleinen und deren Hinterlassenschaften eintüten. Die verschärften Kontrollen führte die Stadt ein, nachdem sich Bürger beschwert hatten und sich auch die Lokalpolitik einschaltete. Damit die Außendienstler auf Streife gehen können, musste kurzfristig Personal aufgestockt werden. Möglich machte es das Projekt „Für mehr Sicherheit“.

Müga-Patrouille

Seitdem im Müga-Park eine Gruppe Studenten verprügelt wurde, sind Rufe nach Kontrollen laut. „Dort haben wir ein Netzwerk gebildet und zeigen zusammen mit Polizei, einem privaten Wachdienst und Streetworkern seitdem mehr Präsenz.“

Landschaftswächter

„Der Wunsch der Bürger wird lauter, die Grünflächen der Stadt zu schützen“, weiß Bernd Otto. Vor kurzem zog die Stadt ihre Landschaftswächter ab, da diese bei der Arbeit bedroht wurden. Dass eine Streife zum Schutz mit den Ehrenamtlichen mitlaufe sei schlicht nicht leistbar. „Irgendwann stoßen auch wir an unsere Grenzen.“ Hier könne das Ordnungs- nur das Umweltamt unterstützen: „Wir können Präsenz zeigen oder bei Sonderaktionen helfen.“ Wie am Auberg. Dort gebe es seit der verstärkten Kontrolle von Hundehaltern kaum noch Beschwerden.