Mülheim. .
Der Abzug der Landschaftswächter in den Ruhrauen, um diese vor weiteren Bedrohungen zu schützen, hat für Empörung und Unruhe gesorgt. Mancher spricht von einer „Bankrotterklärung“ der Stadt. Auch die Bürgerstiftung schaltet sich ein: „Unsere besten Gebiete drohen zu verkommen“, beklagt Dr. Ilselore Paschmann vom Vorstand und warnt davor, dass sich die Stadt weiter zurückzieht. Für Vorstand Frank Lenz steht fest: „Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr soziale Kontrolle.“
Die Bürgerstiftung macht sich dafür stark, dass auch in Zukunft Landschaftswächter zum Schutz der Ruhrauen vor Ort sind, dass diese aber eine klare Rückendeckung bekommen. „Die brauchen jemanden, an den sie sich bei Gefahr wenden können und der ihnen umgehend auch zur Seite steht“, fordert Lenz und tritt dafür: „Null Toleranz gegenüber Gewalttätern in den Ruhrauen.“
Drohungen gegen Landschaftswächter
Wie berichtet, werden die Landschaftswächter, die auf die Einhaltung des Naturschutzes an den Ruhrauen achten, zum Teil massiv beschimpft, beleidigt und neuerdings bedroht. Von der Stadt errichtete Schutzzonen wurden mutwillig zerstört, Schutzgräben wieder zugeschüttet, Brutgebiete gestört, die Landschaft vermüllt.
Die Bürgerstiftung sieht die Politik gefordert. Sie, so Lenz, müsse sich für eine bessere Kontrolle einsetzen. Welche Konsequenzen es habe, wenn man darauf verzichte, zeige sich in der Müga. Dort hätten die Schäden durch Vandalismus wieder zugenommen, nachdem Aufsichtspersonal abgebaut worden sei. Investieren in Kontrollen, um das, was die Stadt besitzt zu pflegen und zu schützen – diese Linie verfolgt die Bürgerstiftung und hält ein Investieren in Personal für richtig. Es gebe auch jetzt noch genug Geld in der Stadt, so der Vorstand. „Wir verteilen es nur falsch.“ Dahinter steckt der Wunsch: Lieber Bewährtes erhalten als Neues zu schaffen.
Stadt zieht sich zurück - andere machen sich breit
Wo die Stadt sich zurückziehe, machten sich andere breit, und das nicht zum Wohle der Stadt. Lenz verweist auf die Leerstände in der Innenstadt, die nicht selten mit Graffiti und Müll verschandelt würden. Das ehemalige Kaufhofgebäude ist ein Beispiel. Ähnliches, fürchtet die Bürgerstiftung, könne sich in den Ruhrauen verstärken.
Es gibt die repräsentative Befragung im Rahmen der aktuellen Leitbild-Debatte, nach der sich ein Großteil der Mülheimer in der Stadt sehr sicher fühlt, aber auch diese Stimmen von alteingesessenen Mülheimern erreichen die Bürgerstiftung: „Der Vandalismus in Mülheim nimmt ständig zu und äußert sich nicht nur in der Zerstörung der Natur. Dass in der vergangenen Woche zwei Polizisten dienstunfähig geschlagen wurden, ist ja wohl der Gipfel.“
Noch ist unklar, von welchen Personen die Bedrohungen und Zerstörungen in den Ruhrauen ausgehen. Auch die Anglervereine wollen bei der Aufklärung helfen. Für Ilselore Paschmann gehört auch das zum Schutz der Natur: „Die Stadt muss gerade jungen Leuten Räume und Freizonen bieten, wo sie sich treffen, aufhalten, wo sie feiern können.“