Mülheim. Bei der Diskussion um den Bau einer Moschee in Mülheim-Styrum haben Bürger Mitgliedern der rechtsextremen Partei Pro NRW das Wort entzogen. Initiator Hans-Peter Raddatz zeigte sich über die Anwesenheit der Rechten betroffen. Wie sich die Gruppe in die Veranstaltung geschleust hatte, blieb unklar.
Eine klare Kante gegen Rechtsextremismus zogen Styrumer auf der Bürgerversammlung am Montag in der Gaststätte Am alten Bahnhof. Obwohl die über 100 Bürger den Moschee-Bau an der Hohen Straße kritisch sehen, ließen sie sich das Thema nicht von einer Gruppe der rechten Partei Pro NRW aus der Hand nehmen. Wer diese Leute – die offenbar nicht aus Styrum kommen – in die Versammlung eingeschleust hatte? Am Ende wollte sich dazu niemand bekennen.
Der Vereinnahmungsversuch der Rechten missglückte. „Raus hier!“, erhoben einige Styrumer entschlossen die Stimme, „wir können hier keine Nazis gebrauchen.“ Die Gruppe von fünf oder sechs Männern und Frauen kannte aus dem Ort niemand, einer von ihnen gab sich als Gelsenkirchener zu erkennen: Dort hätte man „dieselben Probleme mit Moscheen“, wetterte dieser.
Bürger entzogen Anführer das Wort
Ihrem Anführer Kevin Hauer – der in der rechten Szene einschlägig bekannte Vize-Vorsitzende von Pro NRW – entzogen die Bürger jedoch das Wort. Dennoch blieben die Ausgeladenen und versuchten sogar Unterschriften zu sammeln.
Die Versammlung im Bahnhof hatte der Styrumer Hans-Peter Raddatz initiiert, auch das war vielen Bürgern zunächst unklar, die eine namenlose Einladung in ihrem Briefkasten fanden. „Unsensibel formuliert“, urteilten manche, sie kamen dennoch. Raddatz stellte die Rechten und Hauer zwar als „Experten“ vor, „die wissen, was man gegen die Moschee machen kann“.
Am Ende der Versammlung zeigte sich Raddatz aber betroffen und „unbedarft. Ich kannte Pro NRW gar nicht“, versicherte er, mit Fremdenfeindlichkeit habe er nichts zu tun: „Ich war 1962 im Stahlwerk einer der ersten, die Mitarbeiter aus dem Ausland begrüßt haben.“ Der Kontakt sei über eine Facebook-Seite entstanden. „Wir sind keine Profis, wir wollten nur die Bürger vor Ort zusammenbringen.“
Zwei Stunden wurde diskutiert
Es wurde fast zwei Stunden diskutiert, zu einem Beschluss kam es an diesem Abend nicht. Man einigte sich, bei der Sitzung der Bezirksvertretung am 22. Mai ein Rederecht zu fordern, und die Baupläne durch einen Anwalt prüfen zu lassen. Denn für die Bürger blieben viele Fragen offen.
Die dringlichste: „Warum sind wir von der Stadt und den politischen Ortsverbänden nicht informiert worden?“ Gerade das Schweigen über den Bau hat für schlechte Stimmung gesorgt. „In Katernberg ist man damit anders umgegangen“, gibt Ingrid Radig zu bedenken. Die Lehrerin an einer katholischen Schule in Essen erinnert sich, dass auch dort heftig von Kaufleuten und Bürgern über die Fatih-Moschee der Ditib diskutiert wurde. Der offene Umgang des Katernberger Moschee-Vereins von Anfang an hätte letztlich aber für Akzeptanz gesorgt.
Mitglieder wirkten besorgt
Die Bedenken konnte auch eine kurzfristige Einladung der Moschee-Gemeinde am Samstag vor einer Woche nicht ausräumen. „Die Mitglieder wirkten besorgt und waren sehr gastfreundlich“, so Radig. Dennoch: Im Styrumer Viertel an der Hohen Straße befürchtet man künftig Parkplatznot, wenn Moschee-Mitglieder sich zu Gebeten treffen.
Schon jetzt müssen die Anwohner ihre Plätze mit den Mitarbeitern der Firma Tapp, der ev. Gemeinde und dem Gasthaus Hesselmann teilen. Zwar gibt die Moschee-Gemeinde nur 60 Mitglieder an, doch das könnte auch aus baurechtlichen Gründen geschehen sein, vermuten manche. Denn erst ab 200 Mitgliedern gelten für Gebetshäuser die Auflagen für einen so genannten Sonderbau.
Dass diese Zahl letztlich erreicht wird, befürchten einige, weil dort auch die Familien der Mitglieder zusammenkommen, und neben Gebetsräumen auch Klassenräume, Jugendtreff, Imbiss, eine Bibliothek geschaffen werden.
Tag der Moschee