Mülheim. .

Zu einer Schweigeminute für die Opfer rechtsextremer Gewalt rufen Gewerkschaftsbund, Arbeitgeberverbände und die Stadt am Donnerstag, 23. Februar, um 12 Uhr auf. Seit Jahren setzen sich die rund 100 Mitglieder der Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) gegen Rechtsextremismus ein. Mülheims größte bürgerschaftliche Vereinigung wurde als Reaktion auf den Solinger Brandanschlag 1993 gegründet. Die WAZ sprach mit MIT-Sprecherin Inamaria Wronka.

Begrüßen Sie die Schweigeminute für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt?

Inamaria Wronka: Auf jeden Fall. Jedes Zeichen gegen rechte Gewalt, das nach außen gesetzt wird, ist zu begrüßen.

Kann eine Schweigeminute denn etwas bewirken?

Wronka: Das ist ein symbolischer Akt. Aber die Schweigeminute kann zeigen, dass ganz viele Leute nicht damit einverstanden sind. Und sie kann bewirken, dass der ein oder andere, der nicht so mit dem Thema rechte Gewalt befasst ist, da vielleicht auch drüber nachdenkt. Die Schweigeminute ist ein gutes Zeichen.

Wo werden Sie die Schweigeminute verbringen?

Wronka: Wahrscheinlich irgendwo in der Stadt, weil ich unterwegs sein werde. Ich werde dann einfach stehen bleiben.

Was muss passieren, damit es nicht mehr Opfer rechter Gewalt gibt?

Wronka: Man muss an vielen Stellen ansetzen. Man muss hingucken, mehr als bisher. Ganz wichtig ist es, die Jugendlichen anzusprechen. Was Mülheim anbelangt, weiß ich, dass das an vielen Stellen gemacht wird. Aber es fängt im privaten Bereich an: Wenn jemand einen diskriminierenden Witz macht, muss ich sagen: „Hör mal, so geht das nicht.“ Und wir brauchen ein NPD-Verbot.

Was würde ein NPD-Verbot bringen?

Wronka: Dann hätte die NPD keine Steuergelder mehr, mit denen sie sich finanzieren kann. Das Wichtigste ist aber, dass jeder einzelne in seinem Umfeld den Rechten entgegen tritt. Nicht nur in Ostdeutschland, auch bei uns nebenan in Aachen, gibt es Landstriche, in denen die Rechten offen auf der Straße marschieren. Mülheim ist hier als positives Beispiel zu nennen, weil es bei uns nie so gewesen ist, dass die Kommunalpolitik Rechtsextremismus heruntergespielt hat. In anderen Kommunen wird gesagt: „Ach, bei uns ist doch nichts.“

Und wie sieht die Situation in Mülheim aus?

Wronka: Seit vergangenem Jahr gibt es hier einen Ortsverein der NPD, der auch eine Demons­tration auf dem Kurt-Schumacher-Platz organisierte. Die NPD war da mit ganz wenigen Leuten. Auf der anderen Seite waren wir mit 200 Leuten. Viele Bürger, die gerade aus dem Forum kamen, äußerten sich: „So was wollen wir nicht in unserer Stadt.“