Breites Bündnis will mit einer Plakataktion Zeichen setzen und Ansporn sein für weitere Initiativen. Jugendliche sollen eigene Aktionen planen. Demo von "Pro NRW" vor Moschee nicht willkommen.
So groß wie Ortsschilder, so gelb mit schwarzer Schrift wie eben diese: Mit dem Spruch „Mülheim an der Ruhr hat keinen Platz für Rechtsextremismus” geht die örtliche Arbeitsgemeinschaft der Offenen Türen in (Plakat-)Serie, bevor die rechtsextreme Gruppierung „Pro NRW” ihre „Mahnwache” vor der Moschee an der Sandstraße abhalten will. In einem breiten Bündnis „mit allen Demokraten der Stadt” soll das Plakat an möglichst vielen Stellen zu sehen sein. Als Signal, dass „rechtsextremistische Menschenverachtung” nicht willkommen ist.
Die Initiatoren wussten, als sie das Projekt aus der Taufe hoben, noch nicht, dass „Pro NRW” am 26. März eine „Internationale Konferenz für ein Minarettverbot” auch in die Ruhrstadt tragen will. Es gibt keinen Zusammenhang zu der Plakataktion der Arbeitsgemeinschaft der Offenen Türen (AGOT). Nun aber komme die Aktion gerade recht.
Die AGOT will Parteien, Initiativen, Jugendgruppen und -verbände, Kirchen, Gewerkschaften, Vereine, Schulen und andere als Unterstützer gewinnen, viele sind schon im Boot. Nicht nur die Plakate sollen vielerorts aushängen. Sie sollen die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus stärker zum Gesprächsthema machen, so Silke Eichelbaum vom Kinder- und Jugendtreff „Altes Wachhaus”. Aktionen, möglichst von jungen Mülheimern selbst entwickelt, sollen folgen. Aufklärung über rechtsextremes Wirken sei nötig. Mit dem Jugendstadtrat plane man bereits weitergehende Aktionen.
Der Nachwuchs steht nicht umsonst im Visier von AGOT und Mitstreitern. „Rechtsextreme Strömungen scheinen für Jugendliche immer attraktiver zu werden”, sagt Ralf-Erik Posselt von der Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) auch mit Blick auf rund 1000 Stimmen bei der letzten Kommunalwahl für rechte Parteien. „Dem müssen wir entgegenstehen”, bekräftigt auch OB Dagmar Mühlenfeld, selbst MIT-Vorsitzende. Die Plakatkampagne sei „ein tolles Zeichen von demokratischem Bewusstsein”.
Torsten Schrodt (Stadtjugendring) nimmt wahr, „dass die Angst vor allem, was fremd ist, wieder steigt”. Das habe seine Ursache wohl in dem Umstand, dass das Leben riskanter, unsicherer werde. Rechtsextreme Gruppierungen würden gerade um die jungen Menschen buhlen, die eher zu den gesellschaftlichen Verlierern zählten. Damit Rechte mit ihren Anwerbeversuchen keinen Erfolg erzielen, sei es „eine große Aufgabe der Jugendarbeit, immer wieder für demokratische Werte zu werben: Ihr seid was wert – und ihr seid stark, ohne dass ihr den anderen schwach machen müsst”.
Unterstützer und Initiatoren der Plakataktion berichten über zunehmende Vorbehalte bis hin zu offener Ablehnung gegenüber Menschen, die auf den ersten Blick anders scheinen: ob Ausländer, Homosexuelle oder Behinderte.
Die AGOT sucht noch Sponsoren für die Plakatproduktion. Kontakt unter der Telefonnummer 45003800.