Mülheim. . Fast ein Jahr nach dem spektakulären Diebstahl des Kunstwerks “Bogenschütze“ ist der Fall geklärt. Ein 35-jähriger Mülheimer gestand den Raub und die Zerstörung der rund 1,5 Tonnen schweren Bronzeplastik. Durch seinen Hinweis konnten die fehlenden Teile der Plastik aus einem Teich geborgen werden.
Der Diebstahl und die Zerstörung der Hermann-Lickfeld-Plastik „Bogenschütze“ ist aufgeklärt: Am Mittwoch barg ein Feuerwehrtaucher im Horbachtal aus dem mittleren der drei Teiche die fehlenden Teile der Bronzeplastik, die derzeit in einem Duisburger Fachbetrieb restauriert wird.
Dr. Gerhard Ribbrock vom Kunstmuseum freute sich sehr über den Fund, muss aber erst mit den Restauratoren über die Verwendung der Teile sprechen. Der mutmaßliche Täter, ein 35-jähriger Mülheimer, der die Tat gestanden hat, gab der Polizei den Hinweis auf die Fundstelle. Damit endet – fast ein Jahr nach dem spektakulären Diebstahl des rund 1,5 Tonnen schweren Kunstwerks aus dem Luisental – die Odyssee des Bogenschützen.
Am 3. Mai wurde die Plastik aus den Ruhranlagen gestohlen und drei Tage später von einem Radler im Auberg entdeckt. Da fehlten schon ein Arm und Teile des Kopfes. Die Plastik wurde 1936 geschaffen und entging schon zum zweiten Mal dem Einschmelzen. Durch die Berichterstattung konnte der Täter offenbar die abgeflexten Teile nicht unauffällig verkaufen.
Ein Jahr ermittelt
Die Festnahme des geständigen 35-Jährigen am Montag und der Fund der fehlenden Teile ist ein schöner Erfolg für Manfred Briem und Rolf Jungfer vom Mülheimer Regionalkommissariat (KK 64). Fast ein Jahr haben sie ermittelt, wegen schweren Diebstahls. Nicht, weil der „nackte Heinrich“, wie die Lickfeld-Plastik im Volksmund auch heißt, so schwer wog, sondern weil der Dieb die gesicherte Figur nicht einfach so mitnehmen konnte, sondern aufwendig von ihrem Sockel abflexen musste.
Einen Verdacht auf den Täter hatte die Polizei schnell: Ende April 2011 waren zwei bronzene Gänse vom Pastor-Luhr-Platz in Saarn gestohlen worden und an einen Schrotthändler im Hafen verkauft worden. Der hatte die Figuren nicht nur vor der Schmelze bewahrt und in seinem Garten aufgestellt, sondern konnte sich auch noch an den 35-Jährigen erinnern, berichtete die Polizei. Mit Hilfe von Zeugen ermittelten die Kripobeamten den Transporter einer Autovermietung, ausgeliehen auf den Namen der Ehefrau des Verdächtigen, dessen Elternhaus in der Nähe des Fundortes liegt. „Alles Indizien, die für ihn sprachen“, so Briem.
Gutachten vom LKA
Doch erst ein Gutachten des Landeskriminalamts, bei dem gefundene Metallsplitter und andere Spuren aufwendig untersucht wurden, habe den Tatverdacht erhärtet, dass der „Bogenschütze“ offensichtlich am Wohnort der Eltern des Mannes zerlegt und im Mietwagen transportiert wurde, sagte Jürgen Achterfeld, Leiter des KK 64. Der Haftbefehl gegen den Gesuchten, der keinen festen Wohnsitz hat, konnte am Montagmittag vollstreckt werden: Der 35-Jährige wurde in der Innenstadt festgenommen.
„Unter der Last der naturwissenschaftlichen Beweise hat er ein Geständnis abgelegt“, so Briem. Der Täter habe die Tat allein auf sich genommen, will die Plastik allein vom Luisental in den Wagen geschleppt haben. Die Polizei geht bei dem hohen Gewicht der Figur von einem Mittäter aus. Wie die Polizei mitteilte, wurde der Haftbefehl gegen Meldeauflagen aufgehoben. Den Mann erwarte nun eine Anklage wegen schweren Diebstahls in zwei Fällen.
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Arm und Kopfteile des Bogenschützen sind in der Obhut des Kunstmuseums. Sie haben im Wasser kaum gelitten. „Da kann jeder Restaurator etwas mit anfangen, da bin ich ganz optimistisch“, sagte Gerhard Ribbrock, der stellvertretende Museumsleiter. Zunächst muss er mit dem Restaurator sprechen, der sich der Plastik widmet mit dem Auftrag, sie so wie das Original einmal war, wieder herzurichten. Wie der aktuelle Zustand des Bogenschützen ist, konnte Ribbrock gestern nicht sagen. Bis zur Sitzung des Kulturausschusses am Freitag dürfte er mehr wissen, auch, ob die Versicherung die Kosten für den Einsatz der Originalteile übernimmt.