Mülheim. . Eine Restaurationsfirma baut eine weitere Hermann-Lickfeld-Plastik ab, nachdem unlängst die Skulptur “Bogenschütze“ erst gestohlen wurde und dann wieder auftauchte. Die Zukunft des beschädigten Kunstwerks ist noch unklar.

Das Schicksal des gestohlenen und dann wieder aufgetauchten „Bogenschützen“ beschäftigt die Bürger und die Politiker. So hat die SPD in der Bezirksvertretung 1 (BV1) am Montag angekündigt, in der nächsten Sitzung zu beantragen, 3000 € aus Verfügungsmitteln für die Reparatur der stark beschädigten Bronzeplastik bereitzustellen.

Geld, dass womöglich wirklich benötigt wird. Denn noch ist gar nicht klar, wie viel die Rekonstruktion der 75 Jahre alten Figur des Mülheimer Künstlers Hermann Lickfeld kosten wird. „Technisch machbar ist die Restaurierung“, sagte Dr. Gerhard Ribbrock, der stellvertretende Museumsleiter. „Es ist nur eine Frage der Kosten.“ Der Bogenschütze ist für 30 000 € versichert. Ob das reichen wird, werden Fachrestauratoren feststellen. „Was machbar ist, in welcher Form und zu welchen Kosten, ist zu klären“, so Dr. Ribbrock.

Restaurationsexperten bauen Skulpturen ab

Am Dienstag werden die Experten des Duisburger Restaurierungsateliers „Die Schmiede“ erstmals einen Blick auf die beschädigte Skulptur werfen, die derzeit in der Feuerwache verwahrt wird. Die Duisburger Fachleute nehmen dann auch gleich die „Flora“ von der Dimbeck mit in ihre Werkstatt. Der Figur fehlen einige Finger, die ersetzt werden.

Die Restaurationsexperten werden heute auch eine weitere Lickfeld-Plastik fachmännisch abbauen: Der „Zusammenbrechende“, eine zwei Meter hohe Bronzefigur von 1933, erinnert auf dem Eh­ren­friedhof im Uhlenhorst an die gefallenen Soldaten der Weltkriege. Die Figur steht, wie die „Flora“, etwas abseits und soll nun vor Metalldieben geschützt werden. Vorerst wird sie auf der neuen Feuerwache unterkommen.

Es sind beileibe nicht die einzigen städtischen Kunstwerke: Insgesamt 24 Bronzeskulpturen und zehn weitere aus Metall, zumeist Edelstahl, hält Dr. Ribbrock für gefährdet, Opfer von Metalldieben zu werden. Was wird die Stadt tun? „Da muss“, so Ribbrock, „ein Konzept erarbeitet werden.“ Aber man könne ja nicht alles hinter Schloss und Riegel bringen, um es zu schützen, wendet Dr. Ribbrock ein: „Unsere Kunst ist eine wichtige Basis unseres Lebens. Wir können doch nicht ein paar Metalldieben alles unterordnen. Dann können wir ja das öffentliche Leben einstellen.“

Reiner Materialwert etwa 4000 Euro

Der rund 1,5 Tonnen schwere Bogenschütze besteht aus Bronze, einer Legierung aus Kupfer und Zinn, den reinen Materialwert schätzt Ribbrock auf etwa 4000 Euro. Der „Bogenschütze“ ist schon einmal dem Einschmelzen knapp entronnen. Gegen Kriegsende stand die Figur, damals noch komplett mit Bogen, auf dem Goetheplatz, berichtet Dr. Ribbrock. Metall für die Waffenschmieden war damals in Deutschland knapp geworden, deshalb sei die Figur zum Einschmelzen nach Hamburg transportiert worden. „Dort wurde sie nach dem Krieg ohne Bogen gefunden und wieder nach Mülheim zurückgebracht,“ berichtet der stellvertretende Museumsleiter.

Den Bogen hat man damals nicht ersetzt. Es sei jetzt auch möglich, so Dr. Ribbrock, bei der Restauration nicht die Annäherung an das Original zu suchen, sondern die Verletzung sichtbar zu machen. „Aber das sind,“ so Dr. Ribbrock, „erst noch alles Überlegungen.“ Und nicht zu vergessen, eine Frage der Kosten.