Mülheim.

Die neue Tätermasche, Bankkunden an den Geldautomaten zu berauben, hat in der Stadt für Aufregung gesorgt. Die Täter haben auch am Wochenende nicht nachgelassen. In Styrum scheiterte der Überfall auf einen älteren Herrn, der glücklicherweise seine Pin-Nummer noch nicht vollständig eingegeben hatte. Viele Geldinstitute haben inzwischen ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.

Montagnachmittag gelang der Polizei in der Innenstadt die Festnahme von drei jungen Mädchen/Frauen im Alter von 13, 16 und 19 Jahren. Die beiden älteren sitzen inzwischen wegen Raubes und versuchten Raubes in Untersuchungshaft.

Das Trio, das ausgesprochen dreist agierte, hielt die Polizeikräfte ab mittags auf Trab. Im Minutentakt, berichtet einer der leitenden Kommissare, seien telefonische Meldungen eingegangen: zuerst von Zeugen, denen aufgefallen war, dass die Mädchen Bankkunden beobachteten. Später meldeten sich Geschädigte und auch die betroffenen Bankfilialen selbst.

Es kam zu Handgreiflichkeiten

Zwei der später Festgenommenen hatten, berichtet Jürgen Achterfeld, Leiter des Mülheimer Kriminalkommissariats, gegen 13 Uhr in einem Geldinstitut am Berliner Platz einen 31-Jährigen bedrängt. Dieser wehrte sich aber erfolgreich, was die Täterinnen offensichtlich aber nicht abschreckte: Obwohl die Polizei bereits nach ihnen fahndete, wurde nur zehn Minuten später einer Frau an einem Geldautomaten am Rathausmarkt 100 € abgeluchst. Wobei es laut Polizei auch zu Handgreiflichkeiten kam.

Da die Polizei inzwischen aber wusste, wie die jungen Frauen aussehen, konnte sie diese gegen 14.45 Uhr am ­Dickswall/Tourainer Ring festnehmen. „Das hat optimal geklappt“, lobte Achterfeld die Zusammenarbeit mit den Geldinstituten. „Die Banken haben uns ihre Bilder schnell zur Verfügung gestellt.“

Aggressives Verhalten

Die drei Festgenommenen sind Rumäninnen ohne festen Wohnsitz, keine machte der Polizei gegenüber Angaben zu ihren Erziehungsberechtigten. Doch die Polizei weiß, dass alle drei in den letzten Tagen in den umliegenden Städten und in Mülheim aufgefallen sind. Die 13-Jährige, die noch nicht strafmündig ist, sollte in einer Jugendhilfeeinrichtung bleiben, hat sich dem aber entzogen, so Jürgen Achterfeld, der ziemlich sicher ist, „dass sie in einer neuen Täterkonstellation weitermacht“.

Die Jüngste hätte quasi als Haupttäterin agiert und sich besonders aggressiv verhalten. Die Unverfrorenheit der Täter/Täterinnen erstaunt auch langjährige Ermittler: Wurden die Opfer zunächst mit Spendenlisten abgelenkt, gingen die Tätergruppen zu aggressiverem Verhalten über, allerdings zunächst nur in den Abendstunden, wenn kein Personal mehr in den Bankfilialen ist. Das Täterinnentrio vom Montag schlug mitten am Tag auf belebten Plätzen zu. Hauptkommissar Achterfeld geht von noch unbekannten Hintermännern aus, denn die am Montag erbeuteten 100 € konnten nicht mehr gefunden werden. Die jungen Frauen, so Achterfeld, seien „Teil einer reisenden Bande, die sich immer neu zusammensetzt“.

Polizeibehörden tauschen sich aus

Die Kripo klärt nun, wie oft die drei Frauen an Mülheimer Geldautomaten zugeschlagen haben. Drei Mülheimer Opfer erstatteten am Montag Anzeige. Möglicherweise haben sich aber noch nicht alle Geschädigten bei der Polizei gemeldet. „Das ist für uns aber wichtig, damit wir den Gruppen ihre Straftaten auch nachweisen können“, betont der Polizeisprecher Peter Elke.

Die Polizeibehörden im Land, so Elke, arbeiteten zusammen und tauschten sich auch ständig über die Räuber aus. „Die Täter kommen ja nicht aus Mülheim. Und sie grasen ganze Städte ab.“