Mülheim. . Um ihre Kunden vor Betrug beim Online-Banking zu schützen, setzen die örtlichen Banken auf neue, sicherere Verfahren. Statt der gedruckten Listen erhalten die Kunden nun ihre TAN elektronisch. Doch eventuelle Kosten dafür müssen sie selbst tragen.

Weil die Betrügereien übers Internet weiter zunehmen, setzen immer mehr Banken auf mehr Sicherheit beim Online-Banking. „Von 2009 bis 2010 hat sich die Zahl der versuchten Phishing-Attacken verdreifacht“, sagt etwa Frank Hötzel, Pressesprecher der Sparkasse Mülheim. Gezielt sei dabei versucht worden, die TAN-Listen der Online-Bankkunden zu knacken. Teilweise mit Erfolg.

Phishing-Mails sind getürkte Mails, durch die der Homebanking-Kunde auf eine gefälschte Bank-Seite geleitet wird, wo er dann arglos eine TAN-Nummer aus seiner gedruckten Liste eingibt. Diese Nummer kann ein Betrüger missbräuchlich verwenden. Um das zu unterbinden, hat die Sparkasse Mülheim das chipTan-Verfahren eingeführt, bei dem die TAN erst bei einer Überweisung jeweils „frisch“ erstellt wird. Auch die Postbank bietet ihren Kunden dieses Verfahren an.

TAN-Generator ersetzt Papierliste

Die gedruckte Papierliste, aus der der Kunde eine Nummer für einen einmaligen Bankvorgang auswählt, wird dabei durch einen TAN-Generator ersetzt. Will der Kunde damit eine Überweisung tätigen, muss er den TAN-Generator (mit der BankCard) an eine animierte Grafik auf dem Bildschirm seines Computers halten. Dabei werden, erklärt die Sparkasse, die Daten über lichtempfindliche Kontakte auf der Rückseite des TAN-Generators übertragen. Nach Bestätigung wird eine TAN errechnet, mit der die Überweisung freigegeben wird.

Ähnlich funktioniert das mTan-Verfahren, das mobile Tan-Verfahren per SMS. Der Kunde erteilt seiner Bank oder Sparkasse per Online-Banking einen Auftrag. Nach wenigen Sekunden erhält er eine SMS mit den wichtigsten Daten und eine speziell für diesen einen Vorgang erzeugte TAN auf sein Handy. Der Auftrag kann dann mit der TAN am PC freigegeben werden. Kosten pro SMS bei der Sparkasse: 10 Cent.

Bereits 6500 der mehr als 15.000 Mülheimer Onlinebankkunden würden die sicheren Verfahren nutzen, so die Sparkasse, die bis zum Jahresende alle überzeugen will.

Verbraucherschützer begrüßen neue Verfahren

Auch Verbraucherschützer begrüßen die neuen Verfahren. „Das chipTan- und das mTan-Verfahren sind ein Sicherheitsgewinn gegenüber dem alten Pin-Tan-Verfahren“, sagt etwa Ralf Scherfling, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf auf Anfrage.

Ob das System sich als sicher gegen Betrug erweise, müsse man jedoch abwarten. Er verweist auf das ständige „Wettrüsten“ zwischen Banken und Betrügern. Die einen wollen ihre Konten sicherer machen, die anderen das neue System knacken.

Bei den chipTan- und mTan-Verfahren sei ein weiteres Gerät dazwischen geschaltet, das der Betrüger erst einmal nicht habe. „Wir sehen es aber kritisch, dass für die neuen Verfahren Kosten für das Gerät beim Kunden entstehen“, merkt Scherfling an. In anderen Ländern entstünden den Bankkunden keine Kosten. Die Preise bei den Geldinstitituten sind unterschiedlich. Die Sparkasse Mülheim etwa verkauft den TAN-Generator, der laut Frank Hötzel nicht auf ein bestimmtes Geldinstitut bezogen ist, für neun Euro.

Über den Haftungsfonds gesichert


Opfer von Phishing-Attacken seien zwar über den Haftungsfonds der Sparkasse gesichert, aber „den Schreck und den Ärger hat der Kunde erst einmal“, sagt Sparkassen-Sprecher Frank Hötzel. Auch müsse der Kunde nachweisen, dass er betrogen wurde. Der Sicherungsfonds solle außerdem in Zukunft reduziert werden, so Hötzel. Es werde dann neue Obergrenzen für die erstatteten Geldbeträge geben.