Mülheim. Es ist Frühling - und die Mülheimer zieht es in die Natur. Doch einige von ihnen nehmen keine Rücksicht: Im Naturschutzgebiet zwischen Walzenwehr und Mendener Brücke hinterlassen sie Pizzakartons und Bierdosen. Örtliche Umweltschützer sind wütend.

Ein Fasan schreitet über die Wiese. Ein paar Meter weiter sucht ein Nutria, eine Biberratte, nach Nahrung. Zaunkönig und Bachstelze laufen am Ruhrufer entlang. Schwäne, Gänse und Haubentaucher schwimmen auf dem Fluss. Die ersten Blätter der gelben Schwertlilie recken sich in die Sonne. Es ist Frühling am Ruhrufer, zwischen Walzenwehr und Mendener Brücke. Und es ist Partyzeit! Die Freiluft-Saison hat begonnen.

Da liegen Wodka-Flaschen neben Pizzakartons, Chipstüten, Bierdosen und den Überresten eine Lagerfeuers – mitten im Naturschutzgebiet. Die Landschaftswächter Karin Piek und Werner Flaum ärgert das gewaltig: Am Samstag kam eine Gruppe Jugendlicher, feierte laut im Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet, dem Schutzgebiet, in dem unter anderem der Eisvogel lebt, der auf der Roten Liste steht. „Und sie haben jede Menge Müll hinterlassen“, sagt Flaum. Seltene Pflanzen und Tiere leben hier, wie eben etwa der Eisvogel oder die Ringelnatter. Eigentlich kommt man gar nicht an diese Stelle. Ein kleiner Wassergraben versperrt den Weg. Doch Unbekannte schütteten ihn mit Steinen zu.

"Tiere werden für immer verschwinden"

Piek zählt die Folgen der Freiluft-Feiern im Naturschutzgebiet auf: „Die Pflanzen werden umgetrampelt, ihr Wurzelwerk zerstört. Sie wachsen nicht mehr nach. Die Tiere werden für immer verschwinden“, wenn sie anhaltend gestört würden.

Es sei jedes Jahr dasselbe, sobald das Wetter schöner werde, würde hier gefeiert. „Dieses Jahr fängt es aber sehr früh an“, sorgt sich Piek. Gerade jetzt, wo die Vögel brüten würden. Sie entdeckte die Jugendlichen am Samstag gegen 15 Uhr. „Das waren zehn, zwölf Leute.“ Piek hinderte vier Jugendliche, die auch zur der Feier wollten, daran mit dem Fahrrad ins FFH-Gebiet zu fahren. Dann musste sie zu einem Termin. Die Polizei rief sie nicht: „Die wären irgendwann aus Essen angefahren gekommen“, resigniert sie.

"Ich wurde mit dem Messer bedroht"

Flussabwärts gehen Piek und Flaum an der Ruhr entlang. Immer wieder entdecken sie auf den Wiesen Müll. „Besonders die kaputten Glasflaschen sind eine Gefahr. Daran können sich die Tiere schneiden“, erklärt Piek: „Die Leute denken nicht mal darüber nach ihren Abfall wieder mitzunehmen“, ärgert sich die Umweltschützerin.

Am Wochenende sei wieder die Badewiese rund um die Mendener Brücker verschmutzt worden – sie gehöre zwar nicht zum Naturschutzgebiet, aber Tiere würden hier trotzdem leben. Ehrenamtlich packen die Landschaftswächter an: Dank gibt es selten, eher Drohungen, wenn sie Passanten auf Fehlverhalten ansprechen. Piek: „Ich wurde schon mit dem Messer bedroht.“

Die Landschaftswächter treffen auf ihrem Weg auf einen Motorradpolizisten. Er wurde alarmiert, weil Hunde in der Nähe Wildtiere hetzen sollen. Kurzer Plausch zwischen Grün-Schützern und Grün-Uniformierten: Den Beamten ärgert es, dass derart mit der Umwelt umgegangen werde. Wann immer er könne, patrouilliere er. Nur Zeit hat er im Polizeialltag nicht viel.

Mülheim(er) an der Ruhr

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