Mülheim. .
Alkoholverbot in der Müga? Oder zumindest Flaschenverbot zum Schutz vor Verletzungen? Das Problem, das die Stadt derzeit in einer Arbeitsgemeinschaft erörtert, hat aus Sicht der Mülheimer Landschaftswächter eine viel größere Dimension.
„Der Unrat, das Alkoholproblem, die Verunstaltung von Natur enden nicht an der Müga. Wir erleben eine erschreckende Entwicklung“, beklagen Karin Piek und Werner Flamme, zwei der etwa 20 Landschaftswächter in Mülheim. Ihr Gebiet: die Ruhrauen bis Mintard. Ihr Ziel ist es, zu appellieren, zu ermahnen und zu hoffen, dass der Wert der Landschaft und der Schutzgebiete erkannt wird.
Ein Ehrenamt mit einem Ausweis, aber mit keinen Befugnissen, ein Ehrenamt von wachsender Bedeutung, aber auch mit wachsender Belastung. Dabei ist jede Stadt verpflichtet, in ihren Grünzonen Landschaftswächter einzusetzen. Viele schmeißen den Job wieder hin, berichtet Karin Piek, die seit 20 Jahren dabei ist und von einer zunehmenden Verrohung in der Natur spricht.
Zu wenige Landschaftswächter
Auch sie wünschte sich ein Alkoholverbot für bestimmte Gebiete, so in den Ruhrauen, weil dort von den Saufgelagen nicht nur eine große Verschmutzung ausgehe, sondern auch eine Beschädigung der Natur. „Da werden Zäune niedergetreten, man geht in die Brutgebiete, es werden systematisch Flaschen an Bäumen und Brücken zerschlagen“, so Flaum, ein Pensionär, der sich erst vor wenigen Monaten als Landschaftswächter gemeldet hat – aus Liebe zur Natur. Immer wieder, so schildert es Karin Piek, müssten durch Scherben verletzte Schwäne oder Enten eingefangen und behandelt oder von Schnüren befreit werden.
Zwischen Schloß- und Florabrücke gebe es die größten Probleme. Die aufgestellten Mülleimer reichten bei weitem nicht aus, gerade im Sommer nicht, wenn auch noch gezeltet, die Grillkohle in die Gegend verstreut werde, vieles lande auch einfach im Wasser. Mit großen Einkaufswagen, vollgeladen mit Bierkästen, kämen die Gruppen an. Schon oft, so Karin Piek, habe der Rettungswagen gerufen werden müssen, weil junge Leute unter dem Alkoholkonsum zusammengebrochen seien.
Beschimpfungen und Bedrohungen
Hinweisschilder auf die Flora und Fauna sind vielfach bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet, die Bruchsteinmauern hinter der Schloßbrücke oder unterhalb der ehemaligen Jugendherberge mit Farbe beschmiert. „Würden nicht Kameras Sinn machen?, fragen sich die Landschaftswächter und verweisen auf die hohen Kosten der Beseitigung von Schäden. Besonders ärgerlich: Selbst alte Bäume würden mittlerweile angesprüht. Und: Bürger haben die Landschaftswächter auf nächtliche Schüsse in den Ruhrauen hingewiesen. In der Vergangenheit sei das immer wieder mal vorgekommen. Ob auf Tiere geschossen werde – die Landschaftswächter vermuten es.
Früher, erinnert sich Karin Piek, hätte die Polizei häufiger mal in den Ruhrauen vorbeigeschaut, heute sei das die Ausnahme. Dabei wünschten sich die Landschaftswächter mehr Kräfte des Ordnungsamtes und der Polizei vor Ort. Sie selbst sprächen Leute immer wieder auf Fehlverhalten im Naturschutzgebiet an. Die Reaktionen seien unterschiedlich: Der größte Teil gebe sich unwissend, gebe im Gespräch dann Einsicht zumindest vor. Der Rest reagiere jedoch häufig sehr aggressiv.
Von Beleidigungen übelster Art spricht Karin Piek, von Beschimpfungen und Bedrohungen. „Der Job ist eine echte Belastung geworden, der einem manchmal auch Angst einjagt.“ Brenzlige Situationen hat es in der Vergangenheit gegeben. Nicht jede Gruppe könne man ansprechen, sagt Werner Flaum. Man entwickle ein Gespür dafür, wo es gefährlich werden könnte.