Mülheim. .

Noch fehlen Dach und Bepflanzung, da rankt sich großer Unmut um die Pergola, die im Raffelbergpark entsteht. Auslöser sind 16 brachiale Betonpfeiler hinter dem Teich – mitten in der Sichtachse. Den Wunsch nach Wiederherstellung der Pergola-Anlage, wie sie bei der Parkerweiterung 1928 geschaffen wurde, hegte der „Verein zur Erhaltung des Raffelbergparks“ schon lange.

Ein Wunsch, der in diesen Dimensionen nicht bei allen Vereinsmitgliedern auf Verständnis stößt. Nach WAZ-Informationen gab es bei einer Sitzung Zoff um den Säulengang. Spontan kam es zu zwei Austritten aus dem Vorstand. Die Kritik: Die Pfeiler aus Beton, knapp 2,70 Meter hoch und rund 30 x 30 cm breit und tief, sind für ein Denkmal – und das ist der Park – zu wuchtig und zu groß geraten.

Bezweifelt wird, dass es sich um einen historischen Nachbau der einstigen Pergola handelt. Und schon gar nicht mit dem Material Beton. Nicht zuletzt ist den Gegnern des Bauwerks die Nutzung des Parks wichtiger, als Teile der alten Anlage wieder herzustellen. Ein Knackpunkt. Denn just an dieser Stelle steht die Tribüne bei den Weißen Nächten.

Weiße Nächte eventuell gefährdet

Die Weißen Nächte sehen die Mülheimer Bürgerinitiativen jetzt sogar gefährdet, durch diese „unnötige Geschichte mit den hässlichen Betonsäulen“, so Gesine Schloßmacher. Die Tribüne werde nun nicht mehr passen, meint die MBI-Sprecherin in der Bezirksvertretung 3. Einen Sachstandsbericht „zum Neubau“ fordert sie in der nächsten Sitzung der BV 3. Dabei fragen die MBI, ob die entstehende Pergola überhaupt dem historischen Vorbild entspricht, weshalb diese umfangreiche Baumaßnahme nicht den politischen Gremien vor Baubeginn vorgelegt worden sei und ob sie mit dem Denkmalschutz abgeklärt wäre.

Fragen, auf die Karin Landferman vom Vorstand des Vereins genervt reagiert. „Sowohl die Obere als auch die Untere Denkmalbehörde haben dem zugestimmt“, betont Landfermann. Die politischen Gremien seien eingebunden gewesen, und alle anderen, die es betrifft, beteiligt worden. Auch das Theater habe seine Zustimmung gegeben.

Bei Ortsterminen habe sich gezeigt, dass zwischen die Säulengänge noch eine Tribüne passe. Das Dach, eine Holzkonstruktion aus Balken, sei abnehmbar, „damit das Theater seine Tribüne aufbauen kann“.

Laut Bocklenberg ist Aufregung überflüssig

Denkmalpfleger Erich Bocklenberg sagt: „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht.“ Es handele sich um eine Rekons­truktion „auf der Basis der alten Aufnahmen und des Lageplanes“. Es gebe ein Parkpflegewerk, wo die Wiederherstellung der Pergola-Anlage festgehalten sei.

Den ursprünglichen Zustand und das Material kenne er zwar nicht, so Bocklenberg, aber man habe nach dem preußischen Ziegelmaß von 36 cm gearbeitet. Doch Ziegel seien längst nicht so tragfähig wie Beton. Außerdem seien die Pläne mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege abgestimmt.

Naturschutz kontra Theater? Da will das Theater an der Ruhr kein Drama draus machen, sondern setzt auf friedliche Koexistenz mit den Freunden des Raffelbergparks. Sven Schlötcke, Geschäftsführer des Theaters, setzt auf „keine Blockadepolitik“, sondern auf ein konstruktives Miteinander. Man wolle das bürgerschaftliche Engagement nicht bremsen, so Schlötcke, aber wie es mit Kompromissen so sei, haben sie Nachteile: „Die Tribüne muss kleiner werden, es passen weniger Zuschauer darauf.“

Durch die andere Konstruktion würden Mehrkosten entstehen. Unterm Strich bedeutet die Pergola eine Einschränkung der Weißen Nächte. Schlötcke wünscht sich, „dass die Weißen Nächte zu einem Projekt des Parkvereins werden – im Kopf und im Herzen“.