Mülheim. .
Wo im Mülheimer Gewerkschaftskreisen eine gefühlte Ewigkeit Ulrich Dörr drinsteckte, steckt nun Volker Becker-Nühlen drin. Der 59-Jährige „beerbt“ den gleichaltrigen Dörr sowohl im Amt des ehrenamtlichen Vorsitzenden des DGB-Stadtverbandes als auch in der hauptamtlichen Funktion des 1. Bevollmächtigten der hiesigen IG Metall. Die erste Bewährungsprobe für „den Neuen“ ist bereits angezettelt: Die Tarifrunde der Metallindustrie wird Becker-Nühlen abverlangen, ohne Schonfrist warmzulaufen in verantwortlicher Position.
Der neue Mann an der Spitze der Mülheimer IG Metall ist daher froh, „von einem guten Wahlergebnis getragen zu werden“. Nur einer von 76 Delegierten votierte am Donnerstagabend gegen ihn, so ist Becker-Nühlen zu seinem Start großer Rückhalt unter den knapp 10.000 Gewerkschaftsmitgliedern sicher. Er betont, sich der „großen Verantwortung“ bewusst zu sein, die er für Mülheims größte Einzelgewerkschaft zu übernehmen hat. Auch den 21 Jahren von Ulrich Dörr in dieser Funktion zollt er Respekt.
Auseinandersetzung mit Haken und Ösen
Erstes Großprojekt wird, wie gesagt, die Tarifauseinandersetzung für rund 8000 Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie sein. 6,5 % mehr Lohn sind gefordert, Mitbestimmung für Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeitskräften und – da liegt ein besonderer Fokus drauf – die tarifvertragliche Absicherung unbefristeter Übernahmen von Auszubildenden. Wenn sich die Arbeitgeber wie in der ersten Verhandlungsrunde dieser Tage weiter nicht bewegten, so Becker-Nühlen, könnten nach Ablauf der Friedenspflicht schon Anfang Mai erste Warnstreiks anstehen.
Es dürfte eine Auseinandersetzung mit Haken und Ösen werden. Gelassener ist Becker-Nühlen bei der Sicht auf die wirtschaftliche Situation der Mülheimer Stahl- und Metallbetriebe. Weder machten zurzeit irgendwo Beschäftigungsprobleme Sorge noch zeichneten sich welche ab. „Eine wirtschaftliche Abschwächung spielt keine Rolle.“