Mülheim. . Zum Aktionstag Leiharbeit des DGB besucht die IG Metall in Mülheim 400 Leiharbeiter. Sie will ihren Forderungen nach gleichem Lohn Nachdruck verleihen. Bisherige Ergebnisse seien lächerlich, so der IG-Metall-Bevöllmächtige Ulrich Dörr.

Zum bundesweit von DGB und seinen Gewerkschaften ausgerufenen Aktionstag Leiharbeit rückt die Mülheimer IG Metall am Donnerstag zu den größeren heimischen Betrieben aus, um mehr als 400 Leiharbeitnehmer an ihrem aktuellen Arbeitsplatz aufzusuchen. Mit der Aktion will die Gewerkschaft ihrer Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit Nachdruck verleihen, nachdem es zur Enttäuschung der Gewerkschaft jüngst im Vermittlungsausschuss von Bundestag und -rat keine Einigung auf eine entsprechende gesetzliche Regelung gab.

Das einzige Vermittlungsergebnis zum Thema, 7,60 Euro Mindestlohn ab 1. Mai, so der örtliche IG-Metall-Bevollmächtigte Ulrich Dörr, sei doch „lächerlich“, „völlig untauglich“, um dem Problem ungleicher Entlohnung und prekärer Beschäftigungsverhältnisse im Bereich der Leiharbeit zu entgegnen. Je nach Tätigkeit im gewerblich-technischen Beritt bleibe dabei eine Lohndifferenz von 3,50 bis 6,50 Euro pro Stunde zwischen Leiharbeitskräften und Stammbelegschaft.

Gesetzliche Regelung gefordert

Die IG Metall wie auch die anderen DGB-Gewerkschaften fordern eine gesetzliche Regelung, die die gleiche Entlohnung bei gleicher Tätigkeit bundesweit garantiert, um nicht, wie bisher, in Flächen- oder gar Haustarifverträgen nur schrittweise – und nicht überall – einer Lösung näher zu kommen.

So ist es aktuell der Fall. Ein großer Wurf gelang der IG Metall in der Stahlbranche. Dort gilt seit Januar die Gleichbehandlung für Leiharbeitnehmer beim Lohn. Für Leiharbeiter bei Salzgitter Mannesmann Grobblech galt dies zwar zuvor schon, für 68 Kollegen bei der Friedrich-Wilhelms-Hütte habe das Tarifwerk allerdings ein kräftiges Plus auf der Lohnabrechnung bedeutet, so Dörr.

Leiharbeiter bekommen 30 Prozent weniger als Stammbeschäftigte

In der Metall- und Elektrobranche ist die IG Metall längst nicht so weit. Hier können zurzeit nur – Betrieb für Betrieb – Einzelvereinbarungen zum Ziel führen. Bei Siemens etwa gilt für 200 Leiharbeitskräfte die Betriebsvereinbarung, dass sie im ersten Jahr ihrer Beschäftigung 70 % des Lohns der Stammbelegschaft bekommen, vom 13. bis 15. Monat 75 % und ab dem 16. Monat 100 %. Siemens hat sich darüber hinaus verpflichtet, nach 18 Monaten ein Übernahmeangebot zu machen. Bei Pfeifer Drako verhandelte die IG Metall die Übernahme von zehn der 14 Leiharbeitskräfte in eine Festanstellung. Aber dort, ebenso bei Thyssen Krupp Presta SteerTec und der Siebtechnik GmbH, gibt es laut Dörr keine Betriebsvereinbarungen zur verbesserten Entlohnung. „Wo es keine Regelung gibt, wissen wir, dass Leiharbeitnehmer 30 % weniger als Stammbeschäftigte bekommen“, so Dörr. Und Sonderleistungen wie Ur­laubs- und Weihnachtsgeld seien nicht mal berücksichtigt.

Dörr: Normales Arbeitsverhältnis bedroht

Insgesamt beklagt die IG Metall das Ausmaß der Leiharbeit, die schon jetzt in Deutschland ihr Niveau von vor der Wirtschaftskrise überschritten hätte. Mehr als eine Million Menschen gebe es in dieser prekären Beschäftigungssituation mit Befristung und ohne Kündigungsschutz. „Das ist eine Bedrohung für die normalen Arbeitsverhältnisse“ sagt Dörr mit Blick etwa auch auf Vallourec & Mannesmann, wo weiter über den Abbau von 300 Mitarbeitern der Stammbelegschaft gestritten wird, gleichzeitig aber laut IG Metall nach der Krise wieder 80 Leiharbeitskräfte eingestellt worden sind.

Die Stammbelegschaften abzubauen und mehr und mehr auf schnell kündbare Zeitarbeiter zu setzen, so Dörr, gefährde den exportorientierten, durch Qualität glänzenden Wirtschaftsstandort. „Überall wird nach Facharbeitern geschrien, dann dürfen nicht immer mehr perspektivlose Beschäftigungsverhältnisse geschaffen, sondern müssen Stammbelegschaften gesichert und ausgebaut werden.“