Der Mülheimer Stahlbranche mit ihren knapp 3500 Beschäftigten stehen in der aktuellen Tarifauseinandersetzung Warnstreiks ins Haus. Das kündigte gestern der Ortsbevollmächtigte der IG Metall, Ulrich Dörr, an.
Am Freitagmorgen bei einer Konferenz mit Vertrauensleuten aus den großen stahlverarbeitenden Betrieben will Dörr offiziell bekannt geben, für welchen Tag die Gewerkschaft Beschäftigte zum Warnstreik aufrufen wird. Eine zentrale Veranstaltung für Vallourec & Mannesmann, Europipe, Salzgitter Mannesmann Grobblech, die Holding der Mannesmannröhren Werke sowie die Friedrich-Wilhelms-Hütte wird vor dem 21. November angesetzt sein. Dann gehen Arbeitgeber- und -nehmerorganisationen in die dritte Verhandlungsrunde.
In der aktuellen Tarifauseinandersetzung fordert die Gewerkschaft im Kern dreierlei. Zum einen wird ein Plus von 7 % bei Löhnen, Gehältern und Ausbildungsvergütungen angestrebt. Darüber hinaus, so Dörr, wolle man für die Arbeitnehmer eine „stärkere, bessere Altersteilzeitregelung“ durchsetzen. Es gehe darum, mehr Beschäftigten als jetzt zu ermöglichen, über Altersteilzeit früher aus dem Erwerbsleben auszuscheiden.
Rentenfrage bleibt ungeklärt
Bei der „Rente mit 67“, die ohne flexible Ausnahmeregelungen gesetzlich verankert ist, bedürfe es gerade in der Stahlbranche einer tariflichen Regelung. Wer 20, gar 30 Jahre im Schichtdienst rund um die Uhr gearbeitet habe, so der Gewerkschaftsfunktionär, könne unmöglich bis 67 durchhalten. Auch gefordert: bessere finanzielle Rahmenbedingungen für die Altersteilzeit.
Einen Schwerpunkt in der öffentlichen Auseinandersetzung um ein neues Tarifwerk will auch die Mülheimer IG Metall auf die Situation des Nachwuchses legen. Symbolträchtig werde man beim anstehenden Warnstreik seine Forderung untermauern, dass jungen Fachkräften nach ihrer Ausbildung eine unbefristete Übernahme tariflich zugesichert wird, so Dörr.
Mülheim im Streik
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Einzigartige Bedingungen in der Stahlbranche
Der Metaller-Chef sieht gute Voraussetzungen gegeben, dass dieses gesellschaftspolitische Thema, junge Menschen nicht in unsicheren, perspektivlosen Beschäftigungsverhältnissen feststecken zu lassen, in der Stahlbranche erfolgversprechend platziert werden kann. Mit Hilfe des hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrades im Stahlbereich habe man in der letzten Tarifverhandlung schließlich auch festzurren können, dass Leiharbeitnehmer für gleiche Arbeit gleiches Geld wie die Stammbelegschaft bekommen. Einzigartig bislang in Deutschland.
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