Mülheim. .

Ein abgeriegelter Platz, ein Auto fährt mit Vollgas einen Dummy an, eine Puppe mit Melone als Kopf. Die Puppe schleudert durch die Luft, die Melone zerplatzt auf dem Asphalt.

So sieht der „Crash-Test NRW“ aus, ein Projekt der Polizei Mülheim-Essen und der Dekra. Am Mittwochmorgen flogen auf dem Berliner Platz die Puppen und Melonen. Knallharte Unfallsimulationen sollen junge Leute so über Sicherheit und Risiken im Straßenverkehr aufklären. Ganz gezielt setzt die Polizei hierbei auf Abschreckung. Denn: Im Ernstfall hätte die Puppe auch Sie, die zerplatzte Melone auch Ihr Kopf sein können!

Handlungsbedarf für Unfallprävention

Hintergrund des Projektes sind die gestiegenen Unfallzahlen mit Fußgängern. Laut Unfallstatistik 2011 gab es fast 31 % mehr verletzte Passanten als im Jahr zuvor. Verunglückten 2010 79 Fußgänger bei Unfällen in Mülheim, waren es vergangenes Jahr schon 104. Bemerkenswert: In etlichen Fällen haben die Fußgänger die Unfälle selber verursacht. Das fange schon damit an, bei Rot über die Straße zu laufen, ohne nach rechts und links zu gucken, äußert sich Jürgen Lückemeyer, leitender Verkehrsinspektor der Polizei Mülheim-Essen.

Auch er betonte den dringenden Handlungsbedarf für Unfallprävention. Neben simulierten Unfallsituationen mit Auto und Crash-Dummy stellt die Polizei am Mittwochmorgen Filmmaterial auf Leinwand zur Verfügung. Darin findet sich ein Zusammenschnitt aus einem vorigen Crash-Test in Essen, aber auch Szenen aus realen Unfällen sind zu sehen. Blutige Köpfe – kein Tabu. Wer etwas zart besaitet ist, sollte dann vielleicht wegschauen, warnt Jürgen Lückemeyer die Zuschauer daher vor.

Gezielt auf der Gefühlsebene ansprechen

Das Projekt „Crash-Test NRW“ richtet sich vorrangig an den Nachwuchs. Es soll Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr gezielt auf der Gefühlsebene ansprechen. Sie sollen darüber aufgeklärt werden, was ihnen im Straßenverkehr zustoßen kann, mit dem Ziel, künftigen Unfällen vorzubeugen. Und, bringt’s was?

„Ja“, sagt Norbert Todt von der Dekra ganz entschieden. „Wenn ich mich einfach nur in die Fußgängerzone stelle und sage, bitte fahrt langsamer – das interessiert keinen.“ Menschen erreiche man über die Gefühlsebene, über drastische Demonstrationen.

"Das war ein echter Schock"

Zuschauer und Teilnehmer bestätigen das. „Das war ein echter Schock!“, äußert sich eine Schülerin bestürzt, nachdem sie an einem Test teilgenommen hat, bei dem sie sich mit dem Projektleiter gemeinsam in das Auto setzte, das anschließend den Dummy überfuhr.

„Crash-Test NRW“ wird speziell an Schulen beworben. Weitere Projekte zur Unfallvorbeugung sollen in Zukunft folgen – unter anderem eines für Fahrradfahrer. Im Jahr 2011 verunglückten in Mülheim drei Radfahrer tödlich.