Mülheim. . Eine “sehr traurige Bilanz“ attestiert Mülheims Polizeisprecher Peter Elke im Bezug auf Radunfälle. Drei Todesfälle und mehrere Schwerverletzte habe es gegeben. Deswegen fordert der Radverband ADFC Mülheim Tempo 30 auf Nebenstraßen, um das Risiko zu minimieren.

28. Dezember, Oberhausener Straße. Noch ist nicht einmal klar, aus welcher Richtung der Sportwagen kam. Die Bremsspuren verraten jedoch auf den ersten Blick eines: Der Fahrer war mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs. Bereits 50 Meter, bevor er auf den Rad- und Gehweg prallte und den Radfahrer erfasste, sind erste Bremsspuren festzustellen, berichtet Polizeisprecher Peter Elke. Der Radfahrer musste mit gefährlichen Verletzzungen in eine Klinik geflogen werden. Wie die Polizei mitteilt, schwebt der 58-jährige Radfahrer zum Glück nicht mehr in Lebensgefahr.

„Wir haben in diesem Jahr, was Unfälle mit Radfahrer anbelangt, eine sehr traurige Bilanz“, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Drei Tote, mehrere Schwerverletzte, von den vielen kleinen Unfällen ganz zu schweigen. Die Gründe? Sehr verschieden. Hohes Tempo ist einer davon. Generelles Tempo 30 jenseits der Hauptverkehrsstraßen würde aus Sicht von Burkhard Schmidt, zuständig beim ADFC Mülheim für Sicherheitsfragen, das Risiko minimieren, die Chance erhöhen, im Ernstfall noch reagieren zu können. Doch das Leben wird schneller, die Polizei registriert eine Zunahme von Geschwindigkeitsüberschreitungen, auch die Radfahrer sind im Vergleich zu früher schneller geworden.

"Auf dem Radweg seid ihr sicher – das ist ein Trugschluss"

15. März, Mendener Straße. Als ein 52-jähriger Radfahrer die Straße überqueren will, wird er von einem Pkw erfasst, er stirbt am Unfallort. Zu hohes Tempo, Unachtsamkeit?

Burkhard Schmidt sieht vor allem eine Gefahr darin, dass Radfahrern seit Jahren vorgegaukelt wird: „Auf dem Radweg seid ihr sicher – das ist ein Trugschluss“, wie er betont, denn gerade bei den Übergängen Radweg/Straße ereigneten sich Unfälle. Der Autofahrer rechne nicht mit dem Radfahrer, der plötzlich auftaucht. Und noch einen kritischen Punkt nennt Schmidt: Der Radfahrer an der Einmündung oder Kreuzung neben einem Pkw oder gar Lkw. Der Fahrzeugfahrer nimmt den Radfahrer nicht wahr, biegt ab und überrollt den Radfahrer.

3. August, Mellinghofer Straße. Ein Lkw-Fahrer biegt nach links in die Zinkhüttenstraße ab, zeitgleich überquert ein 57-jähriger Radfahrer auf dem Radweg der Mellinghofer Straße die Zinkhüttenstraße und gerät zwischen Zugmaschine und Anhänger. Er stirbt am Unfallort.

Mehr gegenseitiges Verständnis im Verkehr

Die geglaubte Sicherheit auf einem Radweg könne sogar zum Nachteil werden, sagt Schmidt. Er wünschte sich mehr gegenseitiges Verständnis im Verkehr, mehr Achtsamkeit aufeinander, dass mehr daran gedacht werde, welche Fehler der andere machen könnte. Kein Parken auf Radwegen gehört für ihn dazu, kein Abdrängen der Radfahrer von der Fahrbahn erst recht. Und selbst eine Verbesserung des teils miserablen baulichen Zustandes mancher Radwege könnte die Sicherheit erhöhen. Statt gegenseitiges Verständnis registriert er jedoch eher vermehrt Aggressionen im Verkehr, wenn es nicht schnell genug gehe. Alle unter Zeitdruck? Der Polizei sind auch Radfahrer ein Dorn im Auge, die gegen die Fahrtrichtung fahren, bei Rot die Ampeln überqueren. Auch da gebe es Handlungsbedarf.

Eine angemessene Kampagne, die Risikovermeidung wie das Erkennen von Gefahren zum Inhalt hat, wünschte sich der ADFC-Mann – für Kinder wie für Eltern. Um Gefahrenpotenziale zu reduzieren, sei vor allem auch der Sichtkontakt auf der Straße sehr wichtig. Dafür plädiert auch die Polizei, hält auch Blinklichter oder überhaupt Licht an Räder für sinnvoll. „Es sind manchmal Kleinigkeiten, die helfen“, sagt Elke. Mehr Training? Regelmäßig bietet die Polizei Schulungen gerade für ältere Radfahrer an. Das Interesse sei eher gering, heißt es.