Mülheim. .
Die gute Nachricht vorweg: Nach nur drei Monaten sind die etwa 100.000 Euro teuren Starenkästen an der Weseler Straße und Mannesmann-Allee bereits bezahlt. Der Grund ist jedoch ein schlechter: Raser sorgen für den Geldsegen. Über 20.000-mal haben die Radaranlagen in dieser Zeit geblitzt. Im Durchschnitt fuhren die Kästen 28 Euro pro Klick an der Weseler, 21 an der Mannesmann Allee ein.
Obwohl beide Straßen als Unfallschwerpunkte bekannt sind und eben darum mit Blitzern ausgestattet wurden – mit diesem zweifelhaften finanziellen Erfolg hat die Stadt nicht gerechnet: „Wir sind von den hohen Zahlen überrascht“, sieht sich Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Mülheimer Ordnungsamtes, jedoch auch bestätigt: „Die Zahlen zeigen, dass es Handlungsbedarf gab.“ Dabei sind die Anlagen nicht nur gut zu sehen, sie waren sogar in der Presse angekündigt.
Genutzt hat die Info offenbar wenig, der gewünschte Effekt, Tempo rauszunehmen und damit das Unfallrisiko zu senken, trat bislang nur zögerlich ein: 4800 Fahrzeuge fuhren im Juli, als die Kästen an der Weseler Straße aufgestellt wurden, zu schnell. Bis September ging die Zahl von 3600 (August) auf immerhin noch 3100 zurück.
Wöchentlich mehrere Beschwerden von Bürgern
Etwas lernfähiger scheinen die Raser auf der Mannesmann-Allee zu sein. Aus anfänglich 4400 (Juli) wurden 2900 (August) und schließlich 2100 im September. Drastische Spitzenwerte beim Tempo habe es nur in einem Fall gegeben, so Otto: 90 Km/h sind ein Mal gemessen worden. Drei beziehungsweise ein Prozent waren schneller als 76 Km/h. Bei 82 bzw. 92 Prozent der geblitzten Fahrer überschritt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit mit 61 bis 65 Stundenkilometern nur leicht.
Von einer Stadt der Raser will die Polizei deshalb nicht sprechen. Auch aus ihrer Sicht gibt es dafür keine Anzeichen: „Wir messen jährlich etwa an 60 bis 70 Stellen in der Stadt“, erzählt Jürgen Lückemeyer, Leiter der Verkehrssicherheit der Polizei. Die kritischen Stellen kennt er: „Früher haben wir wöchentlich auf der Weseler Straße gestanden, das hat viel Personal gekostet.“ Das Problem verursachen hier die vielen Ein- und Ausfahrten der Firmen und Geschäfte. Neben der Mannesmann-Allee gehören außerdem die B1, besonders Essener Straße und Obere Saarlandstraße sowie die Aktienstraße zu den Unfallschwerpunkten.
Beschwerden von Mülheimer Bürgern
Doch wöchentlich treffen auch mehrere Beschwerden von Mülheimer Bürgern ein, es werde zu schnell gefahren. „Bei der Prüfung vor Ort stellen wir ganz häufig fest: Es stimmt nicht“, weiß Lückemeyer. Oder es sind die falschen Zeiten. Um festzustellen, wann die Mülheimer auf die Tube drücken, arbeitet die Polizei daher mit Messmatten zum Beispiel in 30er Zonen. Ergebnis: Zwischen drei und vier Uhr morgens schlägt der Tacho auch mal in den dreistelligen Bereich. Das seien aber Ausnahmen, so Lückemeyer.
Mit den neuen Starenkästen hat die Stadt eine weitere Maßnahme gegen Unfallschwerpunkte ergriffen, so Bernd Otto, nun müsse man abwarten, ob sie ausreichen werden.