Mülheim. . Die Städte müssen sparen und gehen mittlerweile auch ans “Eingemachte“: Bei der Stadt Mülheim soll Rosenmontag gearbeitet werden. Die Belegschaft ist darüber nicht begeistert, hat aber keine Handhabe. Droht der Stadt in Zukunft ein spaßfreier Karneval?
Jetzt ist aber wirklich Schluss mit lustig für die Beschäftigten der Stadtverwaltung: An Rosenmontag machen Einrichtungen der Stadt zwar ihre Pforten spätestens ab Mittag dicht. Dahinter muss aber weiter gearbeitet werden, so setzte es Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld in der neuen Dienstvereinbarung fest – um damit Kosten für die Ruhrstadt zu sparen.
Im vergangenen Jahr gab es deswegen noch einen Narrenaufstand bei den Untergebenen mit dem Erfolg, dass die Streichung um ein Jahr ausgesetzt wurde, obwohl sie eigentlich in der Haushaltskonsolidierung vom Rat der Stadt beschlossen war. In diesem Jahr aber müssen die Jecken Urlaub nehmen, wenn sie etwa zum Rosenmontagszug gehen oder einfach Karneval feiern wollen.
"Ein Zugeständnis des Arbeitgebers"
Lange Zeit war es ein geschriebenes Gesetz, dass die Stadtverwaltung an diesem Tag ab 12 Uhr frei bekam, um das Brauchtum zu pflegen. Die neuerliche Streichung des halben freien Tags aus der Dienstvereinbarung betrachtet der Personalrat der Stadt Dirk Neubner deshalb als einen „Angriff, der uns veranlasst hat, wieder über die aufgezwungenen Betriebsferien zwischen Weihnachten und Neujahr nachzudenken“.
Gebeugt haben sich die Untergebenen zwar dennoch: „Der halbe freie Tag war ein Zugeständnis des Arbeitgebers“, so Neubner, „rechtlich konnten wir die Änderung leider nicht verhindern“. Allerdings schloss man einen Handel, dass für jeden Zwangsurlaubstag am Jahresende eine Stunde gutgeschrieben wird – und die können die Jecken am Rosenmontag einlösen.
Der Rosenmontag im Ruhrgebiet
Die Ruhr ist eben nicht der frohsinnige Rhein: Der freie Jeckentag kostet eine Stadt Geld, doch nicht alle Nothaushaltskommunen werden deshalb gleich zu Spaßbremsen. In Duisburg denkt man nicht mal darüber nach, „der Rosenmontag ist ganz frei“, sagt ein Pressesprecher der Stadt. Man sieht sich als „rheinische Karnevalshochburg, daran wird nicht gerüttelt“.
Ähnlich haben in der Nachbarstadt Essen „weite Teile der Stadtverwaltung geschlossen“, sagt Pressesprecherin Nicole Mause. Dafür müssen die Essener Beschäftigten keinen Urlaub nehmen – so will es eine Vereinbarung, die in den 1970er Jahren zwischen Personalrat und Stadtdirektor geschlossen wurde – es fällt aber dafür ein Mitarbeiterausflug flach.
Im klammen Oberhausen gelten hingegen Mülheimer Verhältnisse: Viele Ämter schließen ab 12 Uhr, wer aber feiern will, nimmt frei.