Mülheim. Bei der Qualifikation zur Nord-, Süddeutschen und Deutschen Meisterschaft im karnevalistischen Tanzsport zeigten Tanzmariechen, Paare, Garden und Schautanz-Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet ihr Können.
Wer behauptet, beim Karneval würde es nie ernst zu gehen, der wurde am Wochenende in der Saarner Harbecke-Halle eines besseren belehrt: Beim Qualifikationturnier für die Nord-, Süddeutsche und Deutsche Meisterschaft im karnevalistischen Tanzsport zeigten Tanzmariechen, Paare, Garden und Schautanz-Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet ihr Können – und zwar ohne jecke Allüren, sondern mit viel Konzentration, Körperbeherrschung, bunten Kostümen und arg geschminkten Gesichtern.
Von wegen betrunkene Jecken
Mit über 1000 Menschen, Zuschauern und Akteure, rechnete die erste große Mülheimer Karnevalsgesellschaft (MüKaGe), die den Wettbewerb bereits zum 44. Mal ausrichtete. Ihre Aktiven ließ sie angesichts der gnadenlos harten Konkurrenz leider nicht starten, so dass kein Narr die Mülheimer Fahnen hoch hielt.
Karnevalistischer Tanzsport hat wahrlich nichts mit den Bewegungen eines betrunkenen Jecken am Rosenmontag zu tun, vielmehr messen sich die tanzenden Narren in verschiedenen Altersklassen in unterschiedlichen Kategorien.
Nichts für Karnevals-Muffel
Allein über fünf Seiten reichten dabei die Bewertungsrichtlinien, die die MüKaGe in ihrem Programmheft auflistete. Der wohl interessanteste Wettbewerb, die gemischten Garden im Erwachsenen-Bereich, zogen die Zuschauer am Sonntagvormittag in ihren Bann.
Der Ablauf war dabei stets derselbe, die Garde marschierten zu einer bekannten Karnevalsmelodie – nichts für Muffel solcher Töne, denn es bestand Ohrwurm-Gefahr – im trippelnden Gleichschritt auf die Bühne, Körperhaltung und Synchronität der Gruppen nahmen die Kampfrichter schon dort unter die Lupe.
Kein Unglück beim Spagat
Daraufhin begann die eigentliche Nummer, und da fiel jeder noch so kleine Patzer ins Gewicht: Sei es, dass der Partner die Dame bei der Hebefigur nur wackelig auf seine Schultern bekam, oder sei es, dass er oder sie eine Pirouette zu viel drehte.
Einen misslungenen schmerzhaften Sprung in den Spagat gab es glücklichweise nicht. Die Atmosphäre in der Halle glich dem eines gewöhnlichen Tanzturniers: hektisch nervöse junge Frauen beim Aufwärmen, der stete Blick in den Spiegel, ob Make-Up und Haare noch da sitzen, wo sie sollen und lässige Herren, die ihre Muskeln dehnten.
Spektakuläre Hebefiguren
Eine wahre Augenweide war jedenfalls der Auftritt der gemischten Garde des „TC Fidele Sandhasen“ aus dem nordrhein-westfälischen Oberlar. „Wo wir teilnehmen, hängt bei uns immer von der Größe der Bühne ab“, erzählten die Akteure lachend.
Nicht ohne Grund: 36 tanzende Narren brauchten Platz, besonders für spektakuläre Hebefiguren, die beim Publikum für Jubel sorgten. Das Urteil der Kampfrichter las sich mehr als ordentlich: „89, 90, 91, 92, 92, 88, 88.“ Eine Klasse für sich.