Mülheim. .
Das war’s. Nach 16 Jahren räumt die Bau- und Planungsdezernentin Helga Sander ihren Schreibtisch. Sie hätte gerne weiter gemacht, durfte aber nicht. Die politische Mehrheit wählte sie nicht wieder. Am Ende war sie das Opfer einer Sparmaßnahme. Ein/-e Dezernent/-in musste gehen. „Das ist nun mal Demokratie“, sagt sie und freut sich auf einen neuen Job in der privaten Immobilien-Wirtschaft. Helga Sander legt am Ende mit ihrem Team eine Bilanz voll von Wandel vor.
Als sie 1996 kam, war sie 35 Jahre alt. Eine „Grüne“ drang in die Männerwelt des Bauen und Planens ein, und sie hatte eine Sekretärin mit grünen Haaren. Konnte das gut gehen? Es ging gut.
Mülheim litt damals unter den Planungen, die eine prosperierende Großstadt aufgelegt hatte: große Verkehrswege, die keiner so richtig verstand und keiner brauchte. Die Innenstadt-Entwicklung lag brach, ein Leitbild für Bebauungen fehlte. Heute, stellt Planungsamtsleiter Martin Harter fest, gebe es die Maxime: Innenverdichtung statt neue Freiflächen zu bebauen, alte Brachflächen wiederzubeleben, bevor es ins Grün geht. Der Stadtumbau beim Verkehr ist in vollem Gange.
Titel "Innovation-City"
Sein Kollege Klaus-Dieter Kerlisch blickt nach der Ära Sander auf große Zahlen. 150 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren in den Straßenbau investiert, 150 Straßen und zehn Brücken erneuert. Die Umgehung Dümpten entstand, die Verkehrsführungen zu Ruhrbania.
Als eine der ersten Städte im Land stellte Mülheim ein Altlastenkataster auf, in der Geodatenerfassung setzte man neue Maßstäbe. Und das alles bei einem rasanten Umbau der Bauverwaltung, bei einem spürbaren Abbau von Personal und bei neuen Herausforderungen, gerade im Umweltbereich, wie Amtsleiter Jürgen Zentgraf betont. Ein wenig stolz ist sie auf das Service-Center-Bauen, eine Idee der Mitarbeiter mit dem Ziel, bürgerfreundlicher als andere zu sein. Und fast hätte es das Bau- und Planungsteam zum Titel „Innovation-City“ geschafft.
Lob für ihr Kommunikationstalent
Helga Sander hinterlässt Spuren. Doch nichts, so sieht es die Oberbürgermeisterin, werde so eng mit dem Namen Sander verbunden bleiben wie Ruhrbania. „Ich bin sicher“, sagt Helga Sander, „dass es wie die Müga zu einem großen Gewinn für die Stadt wird – wenn erst einmal die Menschen am Hafenbecken bei einem Kaffee sitzen. . .“
Ruhrbania-Grundsteinlegung
Sie spricht von einer schönen, spannenden Zeit in Mülheim, rät der Politik, nicht zu sehr die Konflikte zu pflegen, die Stadt nicht zu zerreden. Helga Sander hatte keinen leichten Job. Kein Dezernat steht so direkt mit den Bürgern in Kontakt. Bauen sieht jeder, kaputte Straßen spürt jeder, wie auch Gebührenerhöhungen. Sie verteidigte als „Grüne“ sehr wohl auch das Grün, legte sich auch mit Teilen der Politik an, zuletzt in Menden. Sie bekam die Prügel für die vielen Baustellen in der Innenstadt, ohne die jedoch der Umbau nicht erfolgen konnte. Sie schaffte es, die Schloßstraße zu begrünen und erntete Beifall wie Pfiffe für die Blumenkübel. Sie verhandelte keineswegs nur große Architektur oder Meilensteine der Stadtentwicklung, sondern manchmal ging es einfach nur darum, wo und wann ein Markthändler in der Stadt seinen Fisch verkaufen kann. Im Dezernat wurde bis zuletzt ihr Kommunikationstalent gelobt. Nur warme Worte zum Abschied?
Nicht alles hat geklappt
Es habe natürlich nicht alles geklappt, sagt sie und blickt etwa auf die Westspitze im Hafen. Die hätte sie sich schöner vorstellen können. Die Altlast Erzbergwerk Selbeck erbte sie und vererbt sie weiter. „Und die Innenstadt ist noch nicht im grünen Bereich“, betont sie. Beim interkommunalen Gewerbegebiet am Flughafen wäre sie auch gerne weitergekommen, am Ende kann sie zumindest in Aussicht stellen, dass wohl der erste Investor für das erste Grundstück in den Startlöchern steht.
Der Stadt wird sie verbunden bleiben, Kontakte und Freunde pflegen, schauen, was aus Planungen wird – und außerdem erhält sie ja weiterhin bis zur ihrer Pensionierung monatlich einen Großteil ihres Mülheimer Gehaltes.