Mülheim. .

Eine Abkehr von ihren ureigensten Grundsätzen wirft das grüne Urgestein Werner Helmich seiner Partei und der Ratsfraktion vor und hat daraus seine persönliche Konsequenz gezogen

Am 27. September erklärte er seinen Austritt aus dem Kreisverband. Das Gründungsmitglied der hiesigen Grünen versteht diesen Schritt auch als ein Signal an die Fraktion, „sich Gedanken zu machen, was sie in Mülheim entscheidet“.

In seinem anderthalbseitigen Brief spart der entschiedene Ruhrbania-Gegner nicht mit Kritik: In der Umwelt- und Klima-, vor allem aber in der Planungspolitik von Partei, Fraktion und der grünen Dezernentin Helga Sander sieht er erhebliche Mängel.

Stadtentwicklungspolitik sei nur noch Straßenbaupolitik, wirft Werner Helmich seinen Parteikollegen vor. Genau aus diesen Gründen sei er einst aus der SPD ausgetreten. Foto: privat
Stadtentwicklungspolitik sei nur noch Straßenbaupolitik, wirft Werner Helmich seinen Parteikollegen vor. Genau aus diesen Gründen sei er einst aus der SPD ausgetreten. Foto: privat

Beispiele: die Zerstörung der Ostruhranlagen; der Abriss der Gebäude auf den Ruhrbania-Baufeldern 1 und 2 sowie die Art der neuen Bebauung; die Neuplanung der Stadtmittekreuzung, der zahlreiche Bäume zum Opfer gefallen sind; der Abriss des Brückenkopfs an der Konrad-Adenauer-Brücke und die dort neu entstandene „riesige Kreuzung“; die Verkehrsplanung für den Bereich Tourainer Ring/Klöttschen. „Für nochmals 12 Millionen Euro sollen hier die Brücken aus den 70er Jahren abgebrochen und das seinerzeit gewachsene Grün vernichtet werden und ein neues, überdimensioniertes Verkehrsbauwerk entstehen.“ Über all das habe er immer wieder versucht, „eine innerparteiliche Diskussion in Gang zu bringen, was jedoch an „Desinteresse und Ignoranz fehlgeschlagen“ sei.

Eher die Korrektur einer überdimensionierten Verkehrsplanung

Stadtentwicklungspolitik sei nur noch Straßenbaupolitik. „Und erst danach wird darüber nachgedacht, was man rechts und links der neuen Straßen denn sonst noch so tun könnte.“ Genau aus diesen Gründen sei er einst aus der SPD ausgetreten.

Für Fraktionssprecher Tim Giesbert, der noch mal mit Helmich sprechen will, und Planungspolitiker Hubert Niehoff steht ihr ehemaliger Parteifreund mit seiner Einschätzung ziemlich alleine da. „Der geplante Abriss des Overflys am Hauptbahnhof und der neue Alleenring, an dem viele Bäumen gepflanzt werden, ist eine uralte Forderung der Grünen“, sagt Niehoff. Im übrigen handele es sich um die Korrektur einer überdimensionierten Verkehrsplanung. „Für unsere Linie haben wir zudem eine klare Mehrheit in der Partei und so steht es auch im Wahlprogramm“, meint Niehoff.

Er überlegt, einem anderen Kreisverband beizutreten

Als „übertrieben“ und „sehr bedauerlich“ bezeichnet der Grünen-Mitbegründer und ehemalige Bürgermeister Wilhelm Knabe Helmichs Vorwürfe und Austritt. „Ich hätte meinen Freund gerne davon abgehalten. Ich schätze ihn außerordentlich, gerade in planerischen Dingen hat er ein außerordentliches Geschick“, so Knabe. „Vielleicht hätte man einige seiner wirklich guten Ideen umsetzen sollen, um ihm so auch Erfolgserlebnisse zu geben.“

Helmich überlegt, einem anderen Kreisverband der Grünen beizutreten. Er sei und bleibe eben ein Grüner.