Mülheim. Politik vermisst die nicht wieder gewählte Planungsdezernentin. Offiziell heißt es, sie sei erkrankt

Dass ein Dezernent bei einer Ausschusssitzung fehlt, kommt sehr selten vor. Im Regelfall vertreten sich die Dezernenten im Urlaubs- oder Krankheitsfall. Helga Sander, deren Amtszeit Anfang Oktober überraschend nicht mehr verlängert wurde, fehlte in den letzten Tagen gleich bei zwei Sitzungen: beim Umweltausschuss in der vergangenen Woche und beim Wirtschaftsausschuss am Donnerstag, wo die ordnende Stimme der Chefin mehrfach deutlich vermisst wurde.


„Bei der Vorbesprechung hat sie gefehlt, jetzt fehlt sie, ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt noch einmal kommt“, fuhr es irgendwann, sichtlich genervt aus dem Ausschussvorsitzenden Henner Tilgner (CDU) hervor, als das erste Verfahrensproblem auftrat.

Bald darauf monierte Peter Beitz (FDP): „Hier sitzen vier Fraktionsvorsitzende, die Dezernentin fehlt und es ist auch kein angemessener Ersatz da. Kann da jemand zu Stellung nehmen?“, fragte er und stieß auf betretenes Schweigen der Amtsleiter.


"Ich fühle mich schlecht behandelt"

„Ich fühle mich schlecht behandelt“, fügte er hinzu. „Das sehe ich genauso“, ergänzte Tilgner und beide forderten eine interne Klärung. Dabei war in der vorangegangenen Betriebeausschusssitzung noch Kämmerer Uwe Bonan zugegen gewesen.

Inoffiziell heißt es im Dezernat, dass Frau Sander seit ihrer Abwahl zahlreiche Termine abgesagt hat. Sie gilt als sehr ehrgeizig und hatte wohl fest mit ihrer Wiederwahl gerechnet, so dass die faktische Abwahl für sie ein großer Schock darstellte. Wer wollte es ihr verdenken, dass sie sich jetzt nicht mehr mit vollem Elan engagiert.

Offiziell sei Frau Sander erkrankt

Offiziell heißt es, Frau Sander sei bei beiden Gelegenheiten krank gewesen und dies war auch noch am gestrigen Freitag der Fall. Es sei zudem Sache jedes Dezernenten, seine Vertretung zu regeln, und es könne sinnvoller sein, durch die Leiter der Fachbereiche vertreten zu werden. Bei den Feierlichkeiten zu 50 Jahre Gutachterausschuss im Golfclub Selbeck am Dienstag hatte die Planungsdezernentin noch teilgenommen.

Am 11. Februar übernimmt der bisherige Kulturdezernent Peter Vermeulen die Aufgaben von Frau Sander.

SPD musste sich nach neuen Partnern umsehen

Dieter Wiechering (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses, ist überzeugt: „Frau Sander kommt zu unserer Sitzung am kommenden Dienstag.“ Sie habe mit ihm auch die Tagesordnung durchgesprochen.

Zu ihrer Nichtwiederwahl meinte Wiechering: Das Aus für Sander sie nicht ganz überraschend gekommen. Ihr sei das mindestens zwei Wochen vorher klar geworden, als sich die Grünen geweigert hätten, sich verbindlich mit der SPD zu einigen. Da habe sich die SPD nach neuen Partnern umsehen müssen, um den Kämmerer durch zu bekommen.