Überraschung am späten Mittwoch Abend: Die SPD-Fraktion lässt Helga Sander (Grüne) fallen. Künftiger Bau- und Planungsdezernent soll Peter Vermeulen, bis jetzt Kulturdezernent, werden. Die Geschichte eines Deals zweier großer Fraktionen.

Blumen, so ist aus der Stadtkanzlei zu vernehmen, seien bestellt. Dort ging man am Mittwoch Mittag davon aus, dass der Rat am Donnerstag mit knapper Mehrheit die bisherige Bau- und Planungsdezernentin Helga Sander (51) für weitere acht Jahren wählen wird. Gegenteiliges sei nicht bekannt, und die Oberbürgermeisterin (SPD) habe nicht nur Helga Sander vorgeschlagen, sie werde sie auch wählen.

Doch die SPD-Fraktion war sich bis gestern Abend keineswegs sicher, dass sie entgegen früherer Ankündigungen der Dezernentin noch einmal zustimmt. Sie schwankte. Zu vorgerückter Stunde entschied die Fraktion dann einstimmig: Wir wählen Helga Sander nicht mehr! Wer plant die Stadt von morgen? Künftiger Bau- und Planungsdezernent soll Peter Vermeulen werden, der bisherige Kultur- und Schuldezernent, alles deutet darauf hin.

Wie zu hören ist, wird seit Tagen zwischen CDU und SPD eifrig hinter den Kulissen verhandelt. Ein Dezernent muss gehen – bis 2014, so hatten es die Fraktionen im Zuge der Sparrunden beschlossen. Bleibt Helga Sander (Grüne), träfe es Uwe Bonan (SPD) oder Peter Vermeulen (CDU). Keine der großen Fraktionen will ihren Dezernenten verlieren. Also lautet der Handel: Wählst Du meinen, wähl’ ich deinen.

Dabei wollte die SPD, auf die es ankommt, ursprünglich Helga Sander wiederwählen: „Sind mit ihr zufrieden.“ Die SPD gibt die Schuld den Grünen, die sich letzte Woche für Sander ausgesprochen, aber nicht mit der SPD über die Wiederwahl deren Dezernenten gesprochen hatten.

In der Phase hat die CDU der SPD die Pistole auf die Brust gesetzt, vornehmer ausgedrückt: „Wir haben mit allen gesprochen und hoffen, dass die SPD schlauer geworden ist.“ Ursprünglich, gibt Wolfgang Michels (CDU) zu bedenken, sollten ja sogar mal zwei Dezernenten gehen. Andere Städte kämen schon lange mit weniger aus. Mülheim hat fünf Spitzen neben der OB. Viel zu viel, findet die CDU. Die Einsparung der Dezernentin macht eine jährliche Ersparnis von etwa 60 000 Euro im Jahr.

Alle Fraktionen haben sich gegen eine Zerschlagung des Dezernates ausgesprochen, des vielleicht wichtigsten für eine Stadt. „Wir brauchen jemanden, der Stadtplanung, Verkehrsplanung mit Herzblut betreibt, der deutlich mehr Tempo macht“, so Peter Beitz, Fraktionschef der FDP, die Sander ebenso wie die MBI nicht wählt. „D a s Projekt der Stadt, Ruhrbania, hätte viel weiter sein müssen“, so Beitz.

SPD und CDU haben folgenden Plan ins Auge gefasst. Ausgekungelt, nennen es die MBI: Ulrich Ernst (SPD) wird neben Soziales und Sport auch Dezernent für Schule und Kultur. Schule liegt der SPD besonders am Herzen. Peter Vermeulen soll in die Planerrolle schlüpfen. Dieses Ressort hätte die CDU ohnehin lieber bei einem der Ihren.

Bleibt es so? „Ich kann mir auch noch fünf Minuten vor Sitzungsbeginn Änderungen vorstellen“, sagt ein Ratsmitglied. Mancher will extra früher kommen, um bei den letzten Absprachen dabei zu sein.