Mülheim.
Sie wirkte wieder gelockert und gelöst, lächelte viel und verkündete, dass sie ein optimistischer Mensch bleibe und sich nun auf die neue Aufgabe in der privaten Wirtschaft freue.
Helga Sander (51), seit 16 Jahren Bau- und Planungsdezernentin der Stadt, hatte ihren letzten Auftritt vor dem Mülheimer Rat, der ihr im Oktober die Wiederwahl für weitere acht Jahre versagte.
Es ist eine bis heute sehr umstrittene Entscheidung und die Folge eines Personal-Deals von SPD und CDU, bei dem sie die Dezernentin (Grüne) letztlich vor die Tisch setzten, wobei die SPD am Ende gar bedauerte, so verfahren zu müssen. Es war vor allem die CDU, die sie nicht mehr wollte, dabei hat sie deren Politik mit umgesetzt.
Gehalt ohne Gegenleistung
Etwa 60 000 Euro spart der Abbau einer Dezernentenstelle, die Stadt muss aber weiterhin der 51-Jährigen bis zum Pensionsalter anteilmäßig Gehalt zahlen – ohne Gegenleistung. Die Verwaltungschefin, OB Dagmar Mühlenfeld, hätte gerne, wie sie betonte, mit Helga Sander weiter zusammengearbeitet. Ihren Abgang bezeichnete sie als „einen menschlichen und qualitativen Verlust“ für die Stadt.
Jung, als 35-Jährige wurde Helga Sander in Mülheim zur Dezernentin für Bauen, Planen und Umwelt gewählt. Kein anderes Dezernat stand und steht derart im öffentlichen Fokus. Es habe vorher Warnungen gegeben, vor politischen Mächtigen, berichtet sie im Rückblick und schildert dann eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen. Ihre Wiederwahl im Jahr 2002 bezeichnet sie als ein „wunderbares Dankeschön“.
Bescheidener Beifall
Die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes, die Nahverkehrspläne , die Neue Mitte Broich, das Technische Rathaus, die Entwicklung der Innenstadt, die neuen Verkehrsführungen, die Ansiedlung der Fachhochschule und natürlich Ruhrbania – unter ihrer Regie wurde viel bewegt, nicht immer alles zur vollendeten Zufriedenheit, weil auch manches einfach noch nicht fertig ist, weil es gerade im Verkehr in Mülheim jede Menge zu reparieren gab – auch Fehlentscheidungen früherer Räte.
Stadtentwicklung sei nun mal nichts von heute auf morgen, sagt sie und rät den Kommunalpolitikern: „Verharren Sie nicht im Kleinklein, eine Stadt verändern, das erfordert auch Mut.“ Der Beifall zum Schluss war für 16 Jahre Mühen bescheiden. Dankbarkeit hört sich anders an.