Mülheim. Sie haben noch genügend Mitglieder. Auch nach dem Ende der Wehrpflicht können THW und Rotes Kreuz nicht klagen.
Die „Bufdis“ sind derzeit in aller Munde. Bundesregierung und Wohlfahrtsverbände staunen Bauklötze angesichts der Menge, die sich für den Bundesfreiwilligendienst interessiert und gehen schon jetzt davon aus, dass in wenigen Monaten alle 35 000 verfügbaren Stellen besetzt sein werden.
Ein erfreuliches Ergebnis angesichts der Sorge, die sich mit dem Ende der Wehrpflicht im vergangenen Jahr breit machte: dass die Menschen sich nicht mehr in dem Maße engagieren, wenn aus der Pflicht eine Kür wird. Eine Sorge, die besonders die Ersatzdienststellen teilten, bei denen man sich gleich mehrere Jahre verpflichten musste, um dem Wehrdienst zu entgehen - wie das Technische Hilfswerk (THW) und das Deutsche Rote Kreuz.
Natürlich sei die Zahl der Mitglieder zurückgegangen, sagt der Mülheimer THW-Vorsitzende Claus Craghs. Auf rund 170 Mitglieder beziffert er die derzeitige Verbandsstärke in der Stadt. Dennoch könne sich der Katastrophenschutz über die Mitgliederzahl nicht beklagen.
Durch die schrittweise Reduzierung der Dienstzeit von anfangs zehn auf zuletzt vier Jahre „wurde der Aderlass auf mehrere Jahre verteilt“, sagt Craghs. „Außerdem haben wir jetzt nicht mehr eine so hohe Fluktuation.“ Früher habe man jedes Jahr 15 neue Leute gebraucht, um den Abgang derjenigen aufzufangen, die ihre Zeit abgeleistet hatten. Diese Personalstafetten sind laut Claus Craghs heute nicht mehr nötig. „Weil die Leute bleiben!“
Elf neue Helfer
Wer sich heute entscheide, zum THW zu gehen, mache dies aus der eigenen Motivation heraus „und nicht, um seine Zeit abzusitzen“. Elf neue Helfer zwischen 18 und 24 Jahren habe man im vergangenen Jahr aufgenommen. „Und die mussten nicht erst motiviert werden.“
Auch das Rote Kreuz konnte sich im vergangenen Jahr noch über einen kleinen Zuwachs freuen. Von 390 auf 400 stieg die Mitgliederzahl laut Geschäftsführer Helmut Storm. „Im Moment können wir uns nicht beklagen.“ Eine Vermutung über die zukünftige Aufstellung des DRK in Mülheim käme seiner Meinung nach dem Blick in eine Glaskugel gleich, „da möchte ich lieber nicht orakeln“. Dass es aber nicht einfacher wird, Nachwuchs heranzuziehen, sei ihm klar.
Allerdings seien momentan immerhin rund 300 Jungen und Mädchen im Jugendrotkreuz engagiert und motiviert, sagt Storm, der sich übrigens zu Beginn seiner DRK-Karriere auch geziert hat, wie er gesteht: „Als ich anfing, musste man sich ja noch zehn Jahre verpflichten, um dem Wehrdienst zu entgehen. Das wollte ich erst auch nicht. Und jetzt bin ich seit 45 Jahren dabei.“
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